Berlin (Reuters) - In der Ampel-Koalition bahnt sich eine erster Zwist zwischen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und den Grünen an.

Wissing wollte sich am Montag nicht auf ein Koalitionsziel von 15 Millionen rein elektrisch betriebener Autos in Deutschland bis 2030 festlegen. "Wir wollen elektrisch betriebene Fahrzeuge, natürlich ist der Hybrid auch ein Beitrag dazu", sagte der FDP-Politiker bei der "Handelsblatt"-Energiekonferenz in Berlin. Auf Nachfrage verwies Wissing auf den Koalitionsvertrag, wonach dort lediglich von elektrischen Fahrzeugen die Rede sei. Man solle aber den Ehrgeiz haben, möglichst viel Klimaschutz zu betreiben, ergänzte er. Der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar widersprach umgehend und verwies auf die nötige Verkehrswende: "Um das zu erreichen haben wir im Koalitionsvertrag ein klares Ziel von mindestens 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 vereinbart", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Gelbhaar verwies zudem darauf, dass die Koalition sich darauf verständigt habe, den Strom mit erneuerbaren Energien grün zu machen. Auch das müsse jetzt umgesetzt werden: "Ich bin zuversichtlich, dass Verkehrsminister Volker Wissing hier klar und zügig voran schreitet, denn auch er weiß, dass allein eine Autobatterie ein Auto noch nicht elektrisch macht."

Wissings Verweis auf den Passus zu elektrischen Fahrzeugen im Koalitionsvertrag steht gegenüber, dass an anderer Stelle im Vertrag die Zahl mit "vollelektrisch" präzisiert ist. Der Unterschied könnte erheblich sein, da 2021 nur etwa die Hälfte der zugelassenen Elektro-Autos rein elektrisch waren. Die sogenannten Plug-in-Hybride stehen in der Kritik, da ihre elektrische Reichweite begrenzt ist und sie häufig nahezu ausschließlich mit herkömmlichen Sprit betankt werden.

In einem "Tagesspiegel"-Interview hatte Wissing kürzlich von "vollelektrischen" Fahrzeugen gesprochen, im Bundestag dagegen wiederum allgemein von elektrischen. Nicht festlegen wollte sich Wissing auch bei der Rolle von klimaneutralen sogenannten E-Fuels in Pkw, mit denen Verbrenner-Motoren weiter betrieben werden könnten. Ihm sei "Technologie-Offenheit" wichtig beim Klimaschutz. "Selbstverständlich sind auch E-Fuels ein wichtiger Beitrag." Er deutete aber an, dass für den Pkw zunächst nicht ausreichende Mengen zur Verfügung stünden und daher der Treibstoff eher im Schwerlast- oder Flugverkehr zum Einsatz kommen könnte. Der Autokäufer sollte sich jetzt nach Möglichkeiten umsehen, sofort CO2-frei zu fahren.