München (Reuters) - BMW lässt in der Chipkrise die Konkurrenz hinter sich und erobert den Spitzenplatz der deutschen Premiumhersteller.

Die Münchner verkauften anders als viele andere Autohersteller 2021 trotz der weltweiten Knappheit der wichtigen Bauteile mehr Autos als im ersten Corona-Jahr. Aufwärts ging es in fast allen Regionen und Segmenten, während die Konkurrenz zum Teil deutliche Rückgänge verzeichnet hatte. Trotz Versorgungsengpässen und anhaltender Corona-Pandemie habe BMW ein starkes Absatzergebnis erzielt, sagte Vertriebsvorstand Pieter Nota. Für das laufende Jahr zeigte er sich zuversichtlich: "Auch 2022 wollen wir profitabel wachsen."

Im Konzern, zu dem neben Autos und Motorrädern der Marke BMW auch Mini und Rolls-Royce gehören, stieg der Absatz im Gesamtjahr um 8,4 Prozent auf gut 2,5 Millionen Fahrzeuge. Allein bei den BMW-Autos lag das Plus bei 9,1 Prozent auf 2,2 Millionen. BMW ist damit deutlich besser durch die Halbleiterkrise gekommen als die Konkurrenz: Daimler ist mit 2,05 Millionen verkauften Autos nur noch der zweitgrößte deutsche Premiumhersteller, der Absatz der Stuttgarter ging um fünf Prozent zurück. Von 2016 bis 2020 hatte Daimler den Spitzenplatz behauptet. Audi kam mit etwa 1,6 Millionen Autos auf ein Absatzminus von 0,7 Prozent.

Die Autoindustrie hat seit mehr als einem Jahr weltweit mit der Knappheit von Halbleitern zu kämpfen. Viele Hersteller mussten immer wieder die Produktion stoppen, weil die wichtigen Teile fehlten. BMW hatte die Chip-Versorgung aber besser im Griff: Zwar galt auch bei den Münchnern zeitweise Kurzarbeit, aber bei weitem nicht so lange wie bei anderen Autobauern. Einigen Fachleuten zufolge spielt dabei eine Rolle, dass BMW zum Höhepunkt der ersten Corona-Welle im März 2020 seine Bestellungen nicht so stark drosselte wie andere Unternehmen.

BMW-Chef Oliver Zipse sagte zuletzt, das größte Problem sei nicht der Mangel an sich, sondern die Unprognostizierbarkeit. Zum Teil erfahre das Unternehmen nur mit wenigen Tagen Vorlauf, dass bestimmte Chips nicht verfügbar seien. BMW profitiere davon, dass das Unternehmen sehr flexibel reagieren könne, sagte er dem "Münchner Merkur". Experten verweisen auf das Produktionssystem des Konzerns, der in seinen Werken eine Vielzahl von Modellen herstellen und auf dem gleichen Band sowohl Elektro- als auch Verbrennerautos bauen kann, während andere Autobauer jeweils eigene Produktionsstraßen benötigen. Zum Teil baute BMW Autos halbfertig und setzte die fehlenden Chips erst später ein - der sogenannte "Lochverbau". Einige dieser Autos wurden ins Zielland geliefert, die fehlenden Chips kamen mit dem Flugzeug hinterher und wurden dort endmontiert, bevor die Autos an die Händler gingen. Dennoch hätte BMW wohl noch mehr Autos verkaufen können, wenn genügend Chips vorhanden gewesen wären: Finanzchef Nicolas Peter hatte zuletzt von 70.000-90.000 Fahrzeugen gesprochen, die wegen des Mangels nicht hergestellt werden konnten.

VERDOPPELUNG BEI ELEKTROAUTOS

Gefragt waren besonders die Elektroautos von BMW: Der Absatz der vollelektrischen Modelle stieg auf mehr als 100.000, das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Vertriebschef Nota sagte, auch für das laufende Jahr habe sich BMW hier ambitionierte Wachstumsziele gesetzt, der Absatz solle erneut mehr als verdoppelt werden. Die Münchner brachten Ende 2021 mit dem iX und dem i4 zwei rein elektrische Fahrzeuge auf den Markt, im laufenden Jahr sollen vollelektrische Versionen des 7er und des X1 folgen, 2023 der volumenstarke 5er. Insgesamt plant der Konzern, im nächsten Jahrzehnt rund zehn Millionen vollelektrische Fahrzeuge abzusetzen.

BMW profitierte im vorigen Jahr von einer hohen Nachfrage in China: Der Absatz legte 8,9 Prozent auf knapp 850.000 Fahrzeuge zu, das sind so viele Autos wie nie zuvor. Die Münchner wollen die Mehrheit an ihrem Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance in China übernehmen, mit einem Abschluss des Geschäfts wird im ersten Quartal gerechnet. In den USA legte der Absatz um ein Fünftel zu und erreichte mit knapp 340.000 Fahrzeugen das Niveau des Vor-Coronajahres 2019. In Europa reichte es zu einem Plus von 3,9 Prozent. In Deutschland gab der Absatz allerdings um 6,8 Prozent nach.