Frankfurt (Reuters) - Der Einstieg eines weiteren Hedgefonds gibt Spekulationen über eine Aufspaltung von Bayer neue Nahrung.

Der aktivistische Investor Bluebell, der schon vor einigen Monaten bei dem Agrar- und Pharmakonzern eingestiegen sei, dringe auf einen Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health), was Bayer helfen würde, seine Schulden zu drücken, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Bayer könnte dann in ein Pharma- und ein Agrar-Unternehmen aufgespalten werden. Bluebell strebe zudem eine Neuorganisation des Managements an, einschließlich der Ernennung einer neuen Spitze bei Vorstand und Aufsichtsrat.

Welchen Anteil Bluebell an Bayer hat, blieb zunächst offen. Der Investor war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Zuvor hatte bereits die Agentur "Bloomberg" über den Einstieg berichtet. An der Börse gab das den Bayer-Aktien Aufwind: Sie stiegen in der Spitze um mehr als vier Prozent auf 56,25 Euro, den höchsten Stand seit Ende November.

Am Montag hatte der aktivistische Investor Inclusive Capital Partners bekanntgegeben, mit einem Anteil von 0,83 Prozent bei Bayer eingestiegen zu sein. Dessen Gründer Jeffrey Ubben sagte der "Financial Times", eine Zerschlagung sei nicht notwendig, um Wert zu schaffen. "Aber sie muss auf dem Tisch liegen." Die Fondsfirma Harris Associates, mit knapp drei Prozent einer der größten Bayer-Aktionäre, war Inclusive zur Seite gesprungen: Sie würde einen Einzug Ubbens in den Aufsichtsrat unterstützen. Größter Anteilseigner ist der Vermögensverwalter BlackRock mit rund 6,6 Prozent.

Der Marktwert von Bayer liegt mit 53 Milliarden Euro (57 Milliarden Dollar) immer noch unter den 63 Milliarden Dollar, die der Konzern 2018 für die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto bezahlt hat. Laut "Bloomberg" hat Bluebell mit dem Aufsichtsrat über die vergangenen Monate hinter den Kulissen gesprochen. Baumanns Vertrag läuft im April 2024 aus. Er steht seit der Übernahme von Monsanto unter Druck. Wiederkehrenden Forderungen nach einer Aufspaltung hat Bayer stets eine Absage erteilt.

Einem Insider zufolge ist an Bayer auch der aktivistische Investor Elliott weiter beteiligt. Er hatte sich zuletzt aber verbal zurückgehalten - wegen des bevorstehenden Wechsels an der Spitze, wie eine mit den Vorgängen vertraute Person sagte. Der Hedgefonds war 2019 mit zwei Prozent eingestiegen und hatte im Zuge der Klagewelle um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup von Monsanto Druck gemacht.

"Unzufriedene Investoren, ein schwacher Vorstandschef, der spätestens in einem Jahr abtritt, eine gewisse Entspannung bei den Glyphosat-Rechtsrisiken, eine operative Verbesserung, die noch nicht vollständig im Kurs reflektiert ist und ein Aufsichtsrat, der keine großen Veränderungen angestoßen hat, sind ein toxischer Mix", sagte Fondsmanager Markus Manns von Union Investment zu Reuters. Für eine Zerschlagung sei es zu früh, eine Abspaltung von Consumer Health könnte aber Wert schaffen. "Ein 'Weiter so' ist keine Option mehr." Die Überprüfung der Konzernstruktur ist nach Ansicht der Fondsgesellschaft, die zu den zehn größten Bayer-Aktionären gehört, Aufgabe eines neuen Chefs: "Ein externer neuer CEO hätte den Charme, unbelastet starten zu können."

Ein Bayer-Sprecher wollte sich zum Einstieg von Bluebell nicht äußern, erklärte aber, das Unternehmen sei immer offen für einen konstruktiven Dialog mit seinen Stakeholdern. Die vor drei Jahren gegründete Bluebell hat in der Vergangenheit den Kurs und das Management von Großkonzernen wie GSK, Glencore, Vivendi und Danone in Frage gestellt, obwohl sie nur sehr kleine Anteile besitzt.

(Bericht von Patricia Weiß, Ludwig Burger, Elisa Martinuzzi und Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)