BERLIN (dpa-AFX) - Das von der Bundesregierung geplante Aktionsprogramm Insektenschutz muss aus Sicht der deutschen Umweltverbände ein Reformprogramm für die Landwirtschaft werden. Es brauche einen "kulturellen Wandel", um eines der größten Artensterben seit Beginn der Evolution zu stoppen, sagte Kai Niebert vom Deutschen Naturschutzring (DNR) am Dienstag in Berlin.

Unter anderem fordern die Naturschützer eine Pestizid-Abgabe, mehr Vielfalt im Ackerbau, strengere Regeln für die Düngung und ein Ende des Unkrautgifts Glyphosat bis zum Jahr 2021. Das Freilandverbot für drei Neonikotinoide, das die EU-Kommission plant, müsse für die gesamte Stoffgruppe dieser Insektengifte gelten.

Der DNR hat 89 Mitgliedsorganisationen, darunter auch die Öko-Landbauverbände Bioland, Demeter und Naturland. Die Tatsache eines dramatischen Insektensterbens stehe inzwischen außer Frage, sagte der Bienen-Experte und Neurobiologe Randolf Menzel. Die Ursachen seien vielfältig - darunter seien die Zersiedelung der Landschaft, Monokulturen und Lichtverschmutzung. Zu den wichtigsten Faktoren gehöre aber der Einsatz von Pestiziden und Herbiziden.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD angekündigt, "das Insektensterben umfassend (zu) bekämpfen". Die Eckpunkte eines Aktionsprogramms Insektenschutz will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in den nächsten Wochen vorlegen./ted/DP/zb