Das Kölner Unternehmen will den US-Rivalen Chemtura für insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro inklusive Schulden übernehmen. "Uns ist ein großer strategischer Wurf gelungen", sagte Zachert am Montag. Lanxess werde damit einer der weltweit größten Anbieter von Flammschutz- und Schmierstoff-Zusatzstoffen und baue sein Geschäft in Nordamerika deutlich aus. Dafür greift Zachert tief in die Kriegskasse: Noch nie zuvor hat die Gesellschaft, die 2005 von Bayer abgespalten wurde, so viel für eine Übernahme ausgegeben.

An der Börse kam der neueste Zukauf gut an: Lanxess-Aktie waren mit einem Plus von mehr als acht Prozent mit Abstand größter Gewinner im MDax. Nach Einschätzung von Analysten ist der Preis für Chemtura angemessen, zudem passe das Unternehmen gut zu Lanxess.

Gerade das Kautschukgeschäft, das unter Überkapazitäten und Preisverfall leidet, hatte Lanxess in der vergangenen Jahren aber zu schaffen gemacht. Zachert, der 2014 das Ruder von seinem Vorgänger Axel Heitmann übernommen hatte, brachte den Konzern mit einem Sparprogramm wieder auf Kurs. Das schwächelnde Geschäft mit synthetischem Kautschuk wurde in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem saudischen Ölgiganten Saudi Aramco eingebracht. Die Einnahmen daraus wollte Zachert auch für Zukäufe nutzen. Bereits Ende April schlug er zu und erwarb für rund 210 Millionen Euro das Geschäft für Desinfektions- und Hygienelösungen vom US-Chemiekonzern Chemours.

MILLIARDEN-DEAL STATT AKTIENRÜCKKAUF

Chemtura bietet Schmierstoffzusatzstoffe und synthetische Schmierstoffe ein, die etwa in der Stromerzeugung und der Luftfahrt eingesetzt werden. Die Flammschutz-Zusatzstoffe des Unternehmens werden vor allem in der Bauindustrie zur Gebäudedämmung sowie in der Elektroindustrie genutzt. Für beide Bereiche erwartet Lanxess jährliche Wachstumsraten von drei bis vier Prozent. Die Chemtura-Aktionäre sollen von den Kölnern 33,50 Dollar je Aktie und damit einen Aufschlag von rund 19 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag erhalten. Lanxess zahlt damit für das US-Unternehmen ohne Schulden rund 1,9 Milliarden Euro. Die Übernahme, die bis Mitte 2017 abgeschlossen werden soll, will Lanxess im Wesentlichen über Unternehmens- und Hybridanleihen sowie aus bestehenden liquiden Mitteln finanzieren. Die Chemtura-Aktionäre und die Kartellbehörden müssen dem Zukauf noch genehmigen.

Die Übernahme soll sich bereits im ersten Geschäftsjahr positiv auf das Ergebnis von Lanxess auswirken. Bis 2020 erwarten sich die Rheinländer zudem Einsparungen aus der Transaktion von rund 100 Millionen Euro. Zu dem geplanten Aktienrückkauf von 200 Millionen Euro werde es angesichts der Übernahme vorerst nicht kommen. Chemtura beschäftigt weltweit rund 2500 Mitarbeiter. Das Unternehmen kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro bei einem bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) von 245 Millionen. Lanxess setzte 2015 mit rund 16.700 Mitarbeitern 7,9 Milliarden Euro um und erzielte einen bereinigten Betriebsgewinn von 885 Millionen.

Unternehmen in diesem Artikel : Bayer AG, Lanxess AG, Chemtura Corp