Düsseldorf (Reuters) - Wie der Mainzer Pharmaforscher Biontech hat auch die Tübinger CureVac eine Corona-Impfstoff-Allianz mit einem großen Pharmaunternehmen vereinbart.

Das Tübinger Biotechunternehmen will mit dem Branchenriesen Bayer bei der Vermarktung seines - noch nicht zugelassenen - Impfstoffs zusammenarbeiten. Zusammen wollen die Unternehmen mehrere hundert Millionen Impfdosen innerhalb und außerhalb Europas ausliefern, wie Bayer am Donnerstag mitteilte. Bayer sondiere zudem, selbst in die Produktion des Vakzins einzusteigen, um schneller größere Mengen anbieten zu können. Der Konkurrent Biontech arbeitet mit dem US-Konzern Pfizer zusammen.

"Mit seiner Expertise und Infrastruktur kann uns Bayer helfen, unseren Impfstoffkandidaten CVnCoV noch schneller für möglichst viele Menschen verfügbar zu machen", sagte CureVac-Chef Franz-Werner Haas. Der Tübinger Impfstoffentwickler hat im Juni mit der klinischen Erprobung seines Vakzins begonnen und startete vor Weihnachten die zulassungsrelevante Studie mit mehr als 35.000 Teilnehmern. Zwischenergebnisse, die Ende des ersten Quartals oder zu Beginn des zweiten Quartals erwartet würden, sollten die Basis für einen Zulassungsantrag bilden, sagte Haas bei einer Online-Konfernz der Oddo-BHF-Bank. Das CureVac-Vakzin basiert wie die Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna auf einer neuen Technologie, der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Diese soll den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln. Beide Konkurrenzprodukte hatten in Studien eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent gezeigt. CureVac strebe ähnlich beeindruckende Ergebnisse an, sagte Haas. Der Bund war im Sommer mit 300 Millionen Euro bei CureVac eingestiegen und unterstützt das Impfstoff-Projekt mit bis zu 252 Millionen Euro.

BAYER - KÖNNTEN IMPFSTOFF FÜR CUREVAC PRODUZIEREN

Der Vertrag sieht vor, dass Bayer CureVac bei der weiteren Entwicklung und Bereitstellung des Covid-19-Impfstoffs sowie bei lokalen Aktivitäten in ausgewählten Ländern unterstützt. "Wir prüfen, ob wir mehr machen und mRNA-Impfstoffe für Curevac produzieren können. Diese Prüfung soll innerhalb des ersten Quartals abgeschlossen sein", sagte eine Bayer-Sprecherin. Der Impfstoffentwickler bleibe Inhaber der Marktzulassung für das Produkt in der EU. Bayer erhalte derweil Optionen, um Inhaber der Marktzulassung in anderen Märkten außerhalb Europas zu werden. Geplant sei die Produktion von mehreren hundert Millionen Dosen des Impfstoffs, sobald die Arzneimittelbehörden die Zulassung erteilt hätten.

Im weltweiten Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus sind Impfstoffe der Schlüssel. Als erstes erhielt das Vakzin von BioNTech und Pfizer Anfang Dezember in Großbritannien seine Zulassung, mehr als 40 weitere Länder - darunter die USA, Kanada, Mexiko, die Schweiz, Saudi-Arabien, Singapur und Chile einschließlich der EU-Mitgliedsstaaten - folgten. Als zweiter Impfstoffhersteller erhielt Moderna in den USA am 18. Dezember eine Notfallzulassung, danach in Kanada und Israel. Die EU folgte am 6. Januar.

Die Anleger griffen nach der Nachricht zu: Die Bayer-Papiere verteuerten sich um 2,3 Prozent, die Titel von Curevac schnellten in Deutschland um 15 Prozent in die Höhe. "Die starke Infrastruktur von Bayer auf den internationalen und aufstrebenden Märkten ist der Schlüssel des Deals", kommentierte Alistair Campbell von Liberium.