Frankfurt (Reuters) - Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer räumt dem aktivistischen Investor Jeffery Ubben einen Platz in seinem Nachhaltigkeitsrat ein.

Der Hedgfonds-Manager zählt zu insgesamt drei neuen Mitgliedern, die in das Gremium berufen wurden. Sie sollen "ihre Fachkompetenz in den Bereichen Zugang zu Medikamenten, Menschenrechte und nachhaltiges Finanzwesen in den Rat einbringen", wie der Dax-Konzern am Montag mitteilte. Bayer hatte den externen Nachhaltigkeitsrat 2020 ins Leben gerufen, er trifft sich zweimal im Jahr mit Mitgliedern des Vorstands und berät diesen sowie andere Funktionen im Unternehmen in allen Nachhaltigkeitsbelangen. Nach einem Berichte der "Financial Times" wird diese informelle Position Ubben aber womöglich nicht reichen.

Die Investmentgesellschaft Inclusive Capital von Ubben hatte Anfang Januar ihren Einstieg bei Bayer mit einem Anteil von 0,8 Prozent publik gemacht. Ubben gehörte zu den Investoren, die den Konzern gedrängt hatten, einen Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef Werner Baumann außerhalb der eigenen Reihen zu finden. Dem kam Bayer mit der Berufung des ehemaligen Roche-Pharmachefs William Anderson nach.

Ubben sprach von einem weiteren "Ansporn für unsere bedeutsame Investition in Bayer". Er sei von den Stärken des Unternehmens in Forschung und Entwicklung begeistert. "Gerade die Bayer-Division Crop Science hat großes Potenzial, die Notwendigkeit weiterer Waldrodungen zu minimieren, indem sie die Produktivität vorhandener Anbauflächen erhöht", betonte der 61-Jährige. Der Nachhaltigkeitsrat erhält Zugang zu relevanten Dokumenten und Kontakt zu Experten im Unternehmen. Da er aber weder formale Entscheidungsbefugnisse noch Kontrollrechte hat, könnte dieser Posten Ubben womöglich nicht zufriedenstellen, wie die "Financial Times" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen meldet.

Er wolle zwar nicht einfach auftauchen und einen Sitz im Aufsichtsrat fordern, aber er glaube nicht, dass sich Sitze im Nachhaltigkeitsrat und im Aufsichtsrat "gegenseitig ausschließen" würden, zitierte die Zeitung Ubben. Er werde zudem weiter die Frage aufwerfen, ob Bayer nicht in einen Agrar- und einen Pharmakonzern aufgespalten werden sollte. "Es hat einen Konglomeratsrabatt. Es hat einen ESG-Rabatt. Es hat einen Governance-Rabatt, einen Rabatt für Rechtsstreitigkeiten. All das sind Möglichkeiten zur Wertschöpfung." Der neue Bayer-Chef Anderson, den er bald treffen werde, habe "große Chancen".

Ein Bayer-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob Ubben einen Sitz im Aufsichtsrat anstrebt. Unterstützung dafür hatte bereits die Investmentgesellschaft Harris Associates im Januar signalisiert, die der viertgrößte Bayer-Anteilseigner ist.

Ubben gilt unter den aktivistischen Investoren als eher zurückhaltend. Er baute die US-Investmentgesellschaft ValueAct zu einem der einflussreichsten aktivistischen Hedgefonds der Welt aus und startete 2013 eine Kampagne gegen Microsoft, die zum Rücktritt des damaligen Vorstandschefs Steve Ballmer führte. 2020 gründete Ubben, der auch im Verwaltungsrat des US-Ölkonzerns Exxon Mobil sitzt, Inclusive Capital.

(Bericht von Patricia Weiß, Mitarbeit von Ludwig Burger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)