--Abschreibungen und Rechtsstreitigkeiten von 23,3 Milliarden Euro

--Ausschüttung auf 2 von 2,80 Euro gesenkt

--Wechselkurseffekte belasten operatives Geschäft - auch 2021

(NEU: Weitere Details, Marktreaktion)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer ist 2020 wegen milliardenschwerer Rückstellungen und Wertminderungen überwiegend im Zusammenhang mit dem übernommenen Monsanto-Konzern massiv in die roten Zahlen gerauscht. Auf 10,5 Milliarden Euro summierte sich der Nettoverlust, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern bei Vorlage der Bilanz in Leverkusen mitteilte. Vor Jahresfrist stand hier noch ein Überschuss von 4,1 Milliarden Euro.

Weniger Gewinn machte Bayer in der Agrarsparte und im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten. Besonders zum Jahresende verschlechterte sich dort jeweils die Situation. Der konzernweite bereinigte Betriebsgewinn ging im vierten Quartal um 3,4 Prozent auf 2,39 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten mit etwas mehr gerechnet. Im Gesamtjahr reichte es noch für das Vorjahresniveau.

Die eigene Jahresprognose erfüllte Bayer. Die Aktionäre sollen 2,00 Euro Dividende bekommen - das sind 80 Cent weniger als im Vorjahr. Deutlich geschmälert wurde das Ergebnis wie schon zuletzt durch negative Wechselkurseffekte. Deshalb sank der Umsatz um knapp 5 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis wäre das Geschäft um 0,6 Prozent gewachsen. Der Konzern macht mehr als 80 Prozent seines Umsatzes außerhalb der Eurozone und ist deshalb sehr empfindlich für schwankende Wechselkurse.


 Negative Währungseffekte belasten auch 2021 

Der Gegenwind von der Währungsseite wird sich auch 2021 fortsetzen - vor allem in der ersten Jahreshälfte, schätzt Finanzchef Wolfgang Nickl. Wechselkursbereinigt peilt Bayer für 2021 Einnahmen von 42 bis 43 Milliarden Euro an, ein Plus von etwa 3 Prozent, sowie ein bereinigtes EBITDA von 11,2 bis 11,5 Milliarden Euro. Inklusive Währungseffekten wird der Umsatz bei etwa 41 Milliarden Euro stagnieren und das bereinigte EBITDA mit 10,5 bis 10,8 Milliarden Euro schwächer ausfallen als im Vorjahr (11,5 Milliarden Euro).

2020 lief es für Bayer vor allem im Agrargeschäft schlechter. Hohe Belastungen gab es von der Währungsseite, ebenso ging die Nachfrage im wichtigen Nordamerika-Geschäft zurück. Im vierten Quartal verbuchte Bayer 30 Prozent weniger bereinigten Betriebsgewinn für Crop Science. Rückstellungen vor allem für die Beilegung der Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat sowie Wertberichtigungen auf das Agrargeschäft summierten sich im Gesamtjahr auf 23,3 Milliarden Euro und führten unter dem Strich zu dem sehr hohen Verlust.

Ohne den Ergebnisbeitrag der im August verkauften Sparte Tiergesundheit von 5,1 Milliarden Euro wäre das Minus noch deutlich höher ausgefallen. Lichtblick war ansonsten das Pharmageschäft, wo dank stark steigender Verkäufe beim Bestsellermedikament Xarelto in China und mit Hilfe von Sparmaßnahmen 2,6 Prozent mehr bereinigter operativer Gewinn erzielt wurde.

Der mit Monsanto eingekaufte Glyphosat-Komplex wird Bayer auch 2021 weiter beschäftigen. Zwar sind die Kosten in der Bilanz des Vorjahres verarbeitet, das Gros der Auszahlungen für beigelegte Fälle steht für dieses Jahr an. Rund 8 Milliarden Euro stehen dafür in der Planung, so dass der Free Cashflow mit 3 bis 4 Milliarden Euro negativ erwartet wird. Bayer-Vorstandschef Werner Baumann betonte, Bayer sei gut finanziert und verfüge über eine hohe Liquidität. Die Dividendenfähigkeit des Konzerns stehe deshalb nicht infrage, auch nicht in Zukunft.


 Noch 35.000 Glyphosat-Vergleiche offen 

Gegenwärtig sind nach Baumanns Worten rund 90.000 von 125.000 Glyphosat-Klagen abgearbeitet. Bei den übrigen Klagen sei man in intensiven Gesprächen mit den Anwälten, um eine vertretbare Lösung zu finden. Offensichtlich gestaltete sich der Prozess zuletzt zäh. Anfang November hatte Bayer bereits 88.500 abgeschlossene Vergleiche gemeldet.

Einen Zeitrahmen für den Abschluss des Glyphosat-Kapitels, das den Bayer-Aktienkurs massiv belastet, gibt es laut Baumann nicht: "Wir sind fertig, wenn wir fertig sind", so der Vorstandschef. So ist auch eine Lösung für mögliche zukünftige Glyphosat-Forderungen noch offen. Dabei handelt es sich um Kläger, die in Zukunft an Krebs erkranken und dies auf das Bayer-Produkt Roundup schieben werden. Hier war im Februar eine neue Lösung mit den Klägern ausgehandelt worden, nachdem die erste vom Juni vergangenen Jahres kein grünes Licht vom zuständigen Richter Vince Chhabria in Kalifornien bekommen hatte.

Chhabria werde nun Ende März bei einer Anhörung entscheiden, ob er die jetzige Lösung für gut befindet, sagte Baumann. Zu einem etwaigen Plan B, falls auch diese Lösung scheitert, wollte sich Baumann nicht äußern.

An der Börse ging es für Bayer abwärts. Gegen Mittag notierte die Aktie in Frankfurt 4,2 Prozent im Minus. Warburg-Analyst Ulrich Huwald nannte die Zahlen vor allem mit Blick auf das Agrargeschäft enttäuschend, bei Citi wurde auf absehbar steigende Forschungsausgaben im Pharmageschäft hingewiesen.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/jhe

(END) Dow Jones Newswires

February 25, 2021 07:02 ET (12:02 GMT)