Die Zahl der Jobsuchenden kletterte zwar jahreszeitlich bedingt auf 2,4 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte. Dies waren 196.000 mehr als im Dezember, aber zugleich 165.000 weniger als vor einem Jahr und damit der niedrigste Januar-Wert seit der Wiedervereinigung. "Der Arbeitmarkt ist trotz konjunktureller Abschwächung gut in das neue Jahr gestartet", sagte BA-Chef Detlef Scheele in Nürnberg. "Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern bleibt auf einem sehr hohen Niveau". Auch der geplante EU-Austritt Großbritanniens dürfte sich kaum auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken. "Es sind Branchen betroffen - wie die Luftfahrt-Industrie, Verkehr und Logistik." Aber man erwarte keine nachhaltigen Folgen.

Auch das Bundesarbeitsministerium sprach von einem guten Start ins Jahr - "trotz Winterpause". Die Langzeitarbeitslosigkeit dürfte künftig weiter sinken. Mit einiger Verzögerung reagiert der Jobmarkt üblicherweise auf die Konjunktur. Die Bundesregierung hatte sich am Mittwoch skeptisch geäußert und ihre Wachstumsprognose für die Wirtschaft 2019 von 1,8 auf 1,0 Prozent fast halbiert. BA-Chef Scheele blickt dennoch positiv nach vorn. "Auch bei einer niedrigeren Wachstumszahl gehen wir von einer weiter zurückgehenden Arbeitslosigkeit aus - vielleicht nicht 130.000, vielleicht 100.000." Im Jahresschnitt 2018 war die Zahl das fünfte Mal in Folge gesunken und mit 2,34 Millionen auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990 gefallen.

In vielen Außenberufen wird im Winter weniger gearbeitet, zudem starten im Januar laut BA weniger Fördermaßnahmen. Deshalb stieg die Arbeitslosenquote am Jahresanfang zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 5,3 Prozent. Bereinigt um saisonale Schwankungen ging die Zahl der Arbeitslosen im Januar um 2000 zurück. Experten hingegen hatten zum Vormonat einen Rückgang um 14.000 erwartet.

Auch Ökonomen warnen trotz der konjunkturellen Abkühlung vor Schwarzmalerei - auch wenn große Unternehmen wie etwa Bayer[nL8N1Y4623] und Kaufhof zuletzt einen massiveren Stellenabbau angekündigt hatten. "Die Beschäftigten und Arbeitsuchenden in Deutschland haben immer noch guten Grund, dem neuen Jahr optimistisch entgegen zu sehen", sagte der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW, Jörg Zeuner. Die Zahl der Beschäftigten dürfte 2019 auf den Rekord von über 45 Millionen klettern. In der Euro-Zone entwickelt sich der Jobmarkt ebenfalls positiv. In den 19 Ländern verharrte die bereinigte Arbeitslosenquote im Dezember bei 7,9 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2008. Wie Eurostat weiter mitteilte, waren 12,9 Millionen Menschen als Jobsuchende gemeldet - und damit 1,2 Millionen weniger als vor Jahresfrist.