(Neu: Kurse, "Wirtschaftswoche"-Artikel zur möglichen Verschiebung eines Glyphosat-Prozesses)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf Aufschub in einem Glyphosat-Prozess und ein Beteiligungsverkauf haben die Aktien von Bayer am Mittwoch angetrieben. Die Leverkusener trennen sich ebenso wie der Spezialchemiekonzern Lanxess vom Chemiepark-Betreiber Currenta. Die Bayer-Aktie war am Nachmittag mit einem Plus von 5,77 Prozent auf 58,70 Euro der klare Gewinner im deutschen Leitindex Dax. Die Papiere von Lanxess kletterten unter den Favoriten im MDax der mittelgroßen Werte um gut 3 Prozent.

Currenta geht inklusive Schulden an Macquarie Infrastructure and Real Assets, eine Fondstochter der australischen Investmentbank Macquarie. Currenta betreibt den Chemiepark in den Städten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen und damit eines der größten Chemie-Areale Europas. Der Deal ist Teil für Bayer des Konzernumbaus.

Experten verwiesen zur Begründung für die Kursgewinne auf die hohe Bewertung von Currenta, an der Bayer 60 Prozent und Lanxess 40 Prozent hält. Der Verkaufspreis von 3,5 Milliarden Euro liege deutlich über der Markterwartung, sagte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan.

Am Markt hätten zuvor Bewertungen von 2 bis 2,5 Milliarden Euro die Runde gemacht, ergänzte Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Daher sei der nun erzielte Verkaufspreis für Bayer wie für Lanxess "eindeutig positiv". Lanxess habe die Beteiligung bislang mit einem Wert von Null in der Bilanz stehen und könnte daher nun einen Buchgewinn von 550 Millionen Euro erzielen.

An der Börse könnte man nun bereits auf einen weiteren erfolgreichen Beteiligungsverkauf von Bayer spekulieren. "Das Interesse der Anleger richtet sich nun vermutlich auf die strategischen Optionen für einen Ausstieg aus dem Segment Tiergesundheit", sagte Analyst Keyur Parekh von der Investmentbank Goldman Sachs. Dieser solle noch im laufenden Jahr über die Bühne gehen.

Ein Händler begründete die Kursgewinne bei Bayer auch mit einem Bericht der "Wirtschaftswoche", wonach der für den 19. August angesetzte nächste US-Prozess um mögliche Krebsrisiken eines glyphosathaltigen Unkrauftvernichters offenbar verschoben werde. Ebenso soll ein für September geplantes Verfahren vertagt werden, wie die Zeitschrift unter Berufung auf US-Justizkreise schrieb. Eine Stellungnahme seitens der Gerichte gebe es zwar noch nicht, hieß es weiter. Bayer aber geht davon aus, dass der für August angesetzte Prozess verschoben wird, wie ein Sprecher des Agrarchemie- und Pharmakonzerns der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte.

In dem ursprünglich für August geplanten Fall macht die Klägerin Sharlean Gordon den Unkrautvernichter Roundup für ihre Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs verantwortlich. Es wäre nach bereits drei von Bayer in erster Instanz verlorenen Glyphosat-Prozessen mit Schadensersatzforderungen im jeweils mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich der vierte Fall gewesen. Während die Leverkusener bislang klare Kante zeigten und vor Berufungsgerichte ziehen wollen, gingen zuletzt immer mehr Analysten davon aus, dass es früher oder später zu einer Einigung mit den Klägern kommen dürfte.

Für den arg gebeutelten Aktienkurs wäre ein Vergleich nach Expertenmeinung ein Befreiungsschlag. Trotz der harten Linie von Bayer hatte Konzernchef Werner Baumann zuletzt abermals gesagt, dass ein Vergleich durchaus in Frage käme, wenn er wirtschaftlich Sinn machen würde./la/jkr/fba