FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor allem die Experten zufolge enttäuschende Entwicklung im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsmitteln dürfte am Donnerstag den Kurs der Bayer -Aktie deutlich belastet haben. Nach der Ende Juni vom Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern ausgesprochenen Gewinnwarnung seien die Jahresziele für 2017 an diesem Morgen nicht unerwartet gesenkt worden, waren sich die Analysten einig.

Die Aktien büßten bis zur Mittagszeit 2,82 Prozent auf 108,60 Euro ein und zählten damit zu den schwächsten Werten im Dax . Dem kontinuierlichen Kursanstieg der Aktie von September 2011 bis April 2015 von insgesamt rund 310 Prozent war mit dem Übernahmeangebot des US-Agrarkonzerns Monsato für Syngenta und der dann folgenden, letztlich erfolgreichen Offerte von Bayer für Monsanto damals ein Ende gesetzt worden. Erst im Dezember 2016 ging es mit der Bayer-Aktie allmählich wieder aufwärts - bis die Gewinn- und Umsatzwarnung am 30. Juni diesen Trend erneut beendete.

Für Analyst Peter Spengler von der DZ Bank kamen die nun präzisierten Zielsenkungen wegen dieser vor einem Monat erfolgten Warnung Bayers daher nicht mehr unerwartet. Er rechnete bisher mit einem Umsatz von 49,5 Milliarden Euro. Bayer peilt nun inklusive der vor mehr als einem Jahr an die Börse gebrachten Kunststofftochter Covestro mehr als 49 Milliarden Euro für 2017 an, nach bisher etwa 51 Milliarden Euro. Beim Gewinnwachstum liegt Spengler mit seiner Schätzung sogar unter der neuen, gesenkten Jahresprognose von Bayer.

Die Jahresziele von Bayer trafen dagegen exakt die Schätzungen von Daniel Wendorff, Analyst bei der Commerzbank. "Das bedeutet, dass es ein leichtes Aufwärtspotenzial von etwa 2 Prozent für die Konsensschätzungen geben dürfte", schrieb er. Die Zahlen zum zweiten Quartal hätten zudem weitgehend den allgemeinen Erwartungen entsprochen und die neuen Jahresprognosen sollten eine Erleichterung darstellen.

Als Knackpunkt sehen dagegen die Experten von Bernstein und der Equinet Bank die Schwäche im Geschäft mit rezeptfreien Mitteln. "Wir waren negativ überrascht von der beträchtlich gesenkten Prognose für das Consumer-Health-Geschäft", schrieb Marietta Miemitz von Equinet. Zwar habe sie zuvor bereits Bedenken geäußert, ob Bayer in diesem Jahr die Gewinne in der Sparte steigern kann. Grund für diese Bedenken seien zum einen eine schwache Marktentwicklung und zum anderen die nur langsame Erholung des einst von Merck & Co übernommenen Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten gewesen. Gleichwohl habe sie auf höhere Bruttomargen gesetzt, die die Profitabilität von Bayer in dieser Sparte erhöhen.

Jeremy Redenius vom Analysehaus Bernstein hob ebenfalls das stark verfehlte operative Ergebnis (Ebitda) hervor. Es habe 8 Prozent unter dem Konsens gelegen, betonte er und dürfte seines Erachtens vor allem von sinkenden Umsätze auf dem US-Markt belastet worden sein./ck/bek/stb