FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Rally am Dienstag geht es mit den Kursen an Europas Börsen am Mittwoch nach der Eröffnung zunächst nach unten. Am Vortag seien zu viele Vorschusslorbeeren vergeben worden an das Ukraine-Russland-Treffen in der Türkei. "Das man spricht ist gut, aber dass die Börsen schon wieder auf Vorkriegsniveau notieren, spiegelt nicht die aktuelle Risikolage wider", so ein Händler.

Auch die Ausrufung der "Frühwarnstufe des Notfallplans" bei der Gas-Versorgung sorgt für Sorgenfalten im Handel. "Einen Tag vor Auslaufen des russischen Rubel-Ultimatums wirkt das, als wüsste die Regierung diesmal mehr als der Markt", so ein Händler. Die Börse sei bisher eher leichtfertig mit diesem Problempunkt umgegangen, das Risiko eines Lieferstops durch Russland sei nicht eingepreist. "Wenn der Westen sich weigert, Gas in Rubel zu zahlen und es kommt ein Lieferstop, stürzt Deutschland sofort in die Rezession", so der Händler. Für den Gaspreis geht es vor diesem Hintergrund um über 11 Prozent nach oben.

Der DAX verliert 1,3 Prozent auf 14.634 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,0 Prozent auf 3.963 Punkte abwärts. Fundamental müsse sich der Markt damit auseinandersetzen, dass Deutschland 2022 wohl in eine massive Stagflation rutschen dürfte. So legt der Sachverständigenrat der "Wirtschaftsweisen" im Tagesverlauf seine Prognosen vor. Wie das Handelsblatt berichtet, bricht das deutsche Wachstum auf 1,8 Prozent ein und liegt damit zwei Drittel unter der Erwartung. Die Inflation dürfte nach oben schießen auf 6,1 Prozent.


   Rede von EZB-Präsidentin Lagarde im Blick 

Interessant vor diesem Hintergrund könnte am Vormittag eine Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde werden, von der weiter keine Bekämpfung der Inflation erwartet wird. Auch der Einbruch der Konsumentendaten in Europa wegen rapide steigender Preise dürfte daran nichts ändern. Am Vormittag wird daher auf das EU-Verbrauchervertrauen geblickt. Wichtigste Daten des Tages sind aber die deutschen Verbraucherpreise (CPI) für März: Hier erwarten Volkswirte eine Zunahme um 6,2 Prozent zum Vorjahr.

Nach einem schwachen Ausblick geht es für Basler im frühen Handel um 4,4 Prozent nach unten. Dieser impliziere eine Marge von 9 bis 12 Prozent, was laut Jefferies deutlich unter der Prognose von 14,4 Prozent liege. Auch bei Stratec kommt der Ausblick bei den Anlegern nicht gut an - die Aktie gibt um 4,2 Prozent nach.

Positiv wird die Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufs bei der UBS gewertet. Die Großbank will binnen zwei Jahren Aktien für bis zu 6 Milliarden Dollar zurückkaufen. "Das ist mehr als beim vorigen Programm und zeigt Zuversicht in die Entwicklung der Kapitalmärkte", sagt ein Händler. UBS geben um 0,5 Prozent nach.


   Ausblick von Knaus Tabbert gefällt 

Gut kommen die Jahreszahlen von Knaus Tabbert (+13,0%) und vor allem der Ausblick auf 2022 an. "Der Trend zum Mikro-Urlaub während Corona scheint sich ungebrochen fortzusetzen", meint ein Händler. Daraus resultiere genau die Art Preissetzungsmacht, die der Markt sehen wolle. So plant der Campingwagen-Hersteller Preiserhöhungen von 6 bis 8 Prozent durchzusetzen. Hohe Einkaufskosten dürfte man zudem durch angepasste Einkaufsstrategien bei Chassis in den Griff bekommen, weshalb die Profitabilität weiter steigend erwartet wird.

Für die Encavis-Aktie geht es um 5,5 Prozent nach oben. Der Ausblick sei positiv, erwartet wird ein Wachstum von 14 Prozent beim Umsatz. Auch der Gewinn soll weiter zulegen. Der Rückenwind für den Solar- und Windparkbetreiber sei fundamental und langfristig angesichts des Trends zu Erneuerbaren Energien. Dazu komme nun auch noch der Versuch, von Russland unabhängig zu werden. "Die Aktie stagniert seit Anfang März, der Ausblick könnte Auslöser für einen neuen Aufwärtsschub geben", sagt ein Händler.


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Aktienindex      zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50   3.963,43  -1,0%   -38,75      -7,8% 
Stoxx-50        3.734,92  -0,4%   -14,33      -2,2% 
DAX            14.634,38  -1,3%  -185,95      -7,9% 
MDAX           31.482,93  -1,2%  -379,23     -10,4% 
TecDAX          3.338,78  -0,7%   -23,53     -14,8% 
SDAX           14.520,43  -1,2%  -180,82     -11,5% 
FTSE            7.543,15  +0,1%     5,90      +2,1% 
CAC             6.728,66  -0,9%   -63,50      -5,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,66                    +0,04          +0,84 
US-Zehnjahresrendite        2,38                    -0,02          +0,87 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Mi, 8:12 Uhr  Di, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1125      +0,3%        1,1110         1,1099   -2,2% 
EUR/JPY                   135,46      -0,6%        135,46         136,29   +3,5% 
EUR/CHF                   1,0327      +0,0%        1,0315         1,0338   -0,5% 
EUR/GBP                   0,8477      +0,1%        0,8472         0,8450   +0,9% 
USD/JPY                   121,75      -0,9%        121,90         122,79   +5,8% 
GBP/USD                   1,3124      +0,2%        1,3115         1,3135   -3,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,3608      -0,2%        6,3665         6,3754   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                47.474,00      +0,3%     47.587,42      47.907,48   +2,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 106,42     104,24         +2,1%           2,18  +43,9% 
Brent/ICE                 112,38     110,23         +2,0%           2,15  +45,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.922,69   1.919,45         +0,2%          +3,24   +5,1% 
Silber (Spot)              24,84      24,77         +0,3%          +0,07   +6,5% 
Platin (Spot)             988,05     987,37         +0,1%          +0,68   +1,8% 
Kupfer-Future               4,82       4,73         +1,9%          +0,09   +8,2% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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March 30, 2022 04:07 ET (08:07 GMT)