--4 Milliarden Euro schweres Projekt umfasst auch Elektrolyseur

--Finanzierung gesichert, Rahmenbedingungen noch nicht

--BASF nimmt 80 Prozent des Stroms ab

(NEU: Durchgängig neu geschrieben mit Aussagen aus der Pressekonferenz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein neuer Offshore-Windpark in der deutschen Nordsee soll den geplanten Umstieg bei der Energieversorgung des BASF-Stammwerks am Standort Ludwigshafen von Gas auf Strom ermöglichen. Der Energieversorger RWE will das Projekt für den Chemieriesen bis 2030 umsetzen. Während die Finanzierung des Vorhabens aus Sicht der Beteiligten auch ohne Förderung möglich ist, sind noch einige politische Hürden vor der Realisierung zu nehmen, wie die Vorstandschefs beider Konzerne, Martin Brudermüller und Markus Krebber, bei dessen Vorstellung deutlich machten.

Nötig wäre zunächst eine zusätzliche Ausschreibung über den bis 2030 geplanten Ausbau von Offshore-Windkraftanlagen in der deutschen Nordsee hinaus. Krebber sagte, geeignete Flächen fänden sich in den entsprechenden Plänen für die Jahre danach. Vorgezogen werden müsste auch der geplante Netzanschluss für diese Fläche, ebenso die Anbindung an das landseitige Stromnetz. 80 Prozent des erzeugten Stroms sollen anschließend direkt nach Ludwigshafen transportiert werden, ohne dass es zu Netzengpässen komme, so Kreber.

Der BASF-Chef machte deutlich, dass das Projekt mit der EEG-Umlage nicht realisierbar sei. "Das schaffen wir nur, wenn die politisch induzierten Anteile am Strompreis wegfallen", sagte Brudermüller. Die Basischemie habe einen immensen Energiebedarf. Durch die geplante Umstellung der Steamcracker in Ludwigshafen auf eine Beheizung mit elektrischem Strom und die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas werde sich der Bedarf in der weltgrößten Chemieanlage bis 2035 verdreifachen. 25 Prozent könne der geplante Windpark in der Nordsee decken, so Brudermüller.

Für die Finanzierung des Projektes, das laut RWE-Chef etwa 4 Milliarden Euro kosten wird, sehen die Beteiligten unterdessen keine Probleme. Hier brauche es keine öffentliche Förderung, sagte Krebber. BASF sei bereit, sich mit bis zu 49 Prozent an dem Windpark zu beteiligen. Mit einer Gesamtleistung von rund 2 Gigawatt handelt es sich laut RWE um einen der größten Meereswindparks überhaupt.

20 Prozent des dort erzeugten Grünstroms will RWE für die Erzeugung von grünem Wasserstoff nutzen. Dazu soll als Teil des Projekts ein Wasserstoff-Elektrolyseur mit einer Kapazität von rund 300 Megawatt an der Küste gebaut werden, und zwar dort wo der Strom aus dem Windpark landseitig eingespeist wird. Krebber sagte, hier gebe es verschiedene Optionen. Der dort erzeugte Wasserstoff soll anderen industriellen Abnehmern zur Verfügung stehen.

BASF schätzt, dass vor Ort in Ludwigshafen etwa 2,8 Millionen von 8 Tonnen jährlichen CO2-Emissionen mit Hilfe des Windparks vermieden werden, 1 Million Tonnen zusätzlich veranschlagt RWE mit dem Wasserstoff-Elektrolyseur.

Unterstützt wird das Vorhaben von der für die beiden Unternehmen zuständigen Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie. Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis sagte, es komme jetzt darauf an, Tempo zu machen beim Klimaschutz. Die jetzt formulierten Ansprüche der Politik könnten nur umgesetzt werden, wenn die neue Regierung ab September schnell, also innerhalb weniger Monate eine Roadmap für die die Umsetzung konkreter Ziele auf den Weg bringe. Nötig sei ein völlig neues Strompreisregime. 5 Cent pro Kilowattstunde sei hier die Benchmark, so Vassiliadis.

RWE-CEO Krebber gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Planungs- und Genehmigungsprozess in diesem konkreten Fall beschleunigt werden könnte. Dann sei eine Umsetzung auch bis 2028 möglich. Dann könnte die Anlage theoretisch 25 bis 30 Jahre laufen.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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May 21, 2021 07:13 ET (11:13 GMT)