Frankfurt (Reuters) - BASF prüft einem Insider zufolge eine Übertragung der Russlandgeschäfte ihrer Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea an den russischen Miteigentümer des Gemeinschaftsunternehmens.

Der Chemieriese denke darüber nach, die russischen Vermögenswerte und Aktivitäten von Wintershall Dea an die Investorengruppe LetterOne des russischen Milliardärs Michail Fridman zu übertragen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch von einer mit der Sache vertrauten Person. Es gebe aber Zweifel, ob LetterOne sich auf einen solchen Deal einlassen würde.

Die Investorengruppe wehrte ab: LetterOne habe mit BASF nicht über eine Übertragung gesprochen und habe keine Pläne, die russischen Vermögenswerte von Wintershall Dea zu übernehmen, erklärte ein Sprecher. Wintershall und BASF wollten sich nicht dazu äußern. Eine Abspaltung des Russlandgeschäfts würde es BASF ermöglichen, die Pläne für einen Börsengang von Wintershall Dea voranzutreiben, der bereits zweimal verschoben wurde. Darüber hatte zuletzt aber Uneinigkeit zwischen BASF und LetterOne geherrscht.

Wintershall Dea entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. BASF hält noch 72,7 Prozent, der Rest liegt bei der ehemaligen Dea-Eignerin LetterOne. Die russischen Investoren hinter LetterOne, Fridman und der Oligarch Petr Aven, waren aus dem Verwaltungsrat von LetterOne zurückgetreten, nachdem die Europäische Union Sanktionen gegen sie verhängt hatte.

BASF hatte in der vergangenen Woche auf ihrer Hauptversammlung bekräftigt, sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückziehen zu wollen. Ein Börsengang werde derzeit aber schwierig, da Wintershall Dea Beteiligungen an Produktionsanlagen in Russland besitzt. Das Kasseler Unternehmen, das rund die Hälfte seiner Produktion in Russland erzielt, will zwar keine neuen Projekte zur Öl- und Gas-Förderung in Russland vorantreiben. Die Beteiligung an den bestehenden Projekten in dem Land will Wintershall Dea aber aufrecht erhalten. "Bei einem Rückzug würden Milliardenwerte an den russischen Staat fallen", hatte Vorstandschef Mario Mehren gewarnt.

(Bericht von Ludwig Burger, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)