Chemiebranche warnt vor Coronavirus - gedrosselte Produktion in China
Am 17. Februar 2020 um 15:32 Uhr
Teilen
FRANKFURT (awp international) - Die deutsche Chemiebranche warnt vor den Folgen des Coronavirus für die exportorientierte Branche. "Mit jedem weiteren Tag, den die Corona-Epidemie andauert, vergrössert sich das Risiko negativer Folgen für die globale Wirtschaft", erklärte Wolfgang Grosse Entrup, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands VCI, am Montag. Halte die Situation länger an, könne es zu Auswirkungen kommen, die über das erste Quartal hinaus ausstrahlten. "Dann wäre auch die investitionsgüter- und exportorientierte deutsche Industrie stärker betroffen - und damit auch die deutsche Chemieindustrie."
Bislang gebe es "kaum Auswirkungen" für die Branche in Deutschland, die rund 462 000 Menschen hierzulande beschäftigt und für 2019 rund 193 Milliarden Euro Umsatz anpeilte. In China aber hätten deutsche Chemiefirmen schon die Produktion gedrosselt, so der VCI in Frankfurt. Die Nachfrage in der Volksrepublik sei gesunken und Wertschöpfungsketten seien beeinträchtigt. Die Beschränkungen für Reisen und Transporte führten zu Verzögerungen bei Vorprodukten und der Kundenbelieferung, zu Personalengpässen und höherer Lagerhaltung.
China ist ein wichtiger Absatzmarkt für die deutsche Chemie- und Pharmabranche und zugleich ein bedeutender Produktionsort. Das Branchenschwergewicht BASF etwa unterhält ein grosses Werk in Nanjing und errichtet einen neuen Standort im südchinesischen Zhanjiang für rund zehn Milliarden US-Dollar (rund 9,2 Mrd Euro). Unternehmen wie der Darmstädter Merck-Konzern haben als Reaktion auf das neuartige Coronavirus China-Dienstreisen für Beschäftigte eingeschränkt./als/DP/men
BASF SE ist der größte Chemiekonzern der Welt. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- funktionale Produkte (44,1%): Katalysatoren (38,9% des Umsatzes), Leistungsmaterialien (23,9%), Monomere (22,7%), und Beschichtungen (14,5%);
- Hochleistungswerkstoffe (21,6%): Chemikalien für die Pflege (33,1% des Umsatzes), Dispersionen und Pigmente (31,8%), Performance Chemikalien (20,8%) und Nahrungsprodukte (14,3%);
- chemische Produkte (15%): Petrochemische Produkte (71,5% des Umsatzes) und Zwischenprodukte (28,5%);
- Agrochemikalien (14,6%);
- sonstige (4,7%).
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Deutschland (9,9%), Europa (27,9%), Nordamerika (27,3%), Asien / Pazifik (25,4%) und Südamerika / Afrika / Naher Osten (9,5%).