Frankfurt (Reuters) - Der geplante Ausstieg aus der Mehrheitsbeteiligung am Öl- und Gasförderer Wintershall Dea ist für BASF derzeit nicht in Sicht.

Vorstandschef Martin Brudermüller bekräftigte zwar am Freitag auf der Hauptversammlung des Chemiekonzerns, dass BASF das Unternehmen an die Börse bringen will. "BASF bleibt bei ihrer Entscheidung: Mit dem Zusammenschluss von Wintershall und Dea haben wir entschieden, uns aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuziehen." Wintershall Dea, das fast die Hälfte seiner Produktion in Russland erzielt, sei zwar nicht von den Sanktionen im Zuge des Krieges in der Ukraine betroffen. Das Unternehmen besitzt aber Beteiligungen an Produktionsanlagen in dem Land. "Damit wird ein Börsengang derzeit schwierig", gestand Brudermüller ein.

Wintershall-Dea-Chef Mario Mehren hatte am Donnerstag gesagt, sein Unternehmen sei technisch zwar bereit für eine Notierung am Aktienmarkt. "Aber wir leben gegenwärtig in sehr unsicheren Zeiten." Der Konzern entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. BASF hält 67 Prozent der Stammaktien, die Investmentfirma Letter One des russischen Unternehmers Michail Fridman als ehemalige Dea-Eignerin 33 Prozent.

Der geplante Börsengang wurde bereits zweimal verschoben, zuletzt war er für die zweite Hälfte des vergangenen Jahres geplant. Im Juni hatten BASF und Letter One diesen aber wegen der damaligen Marktbedingungen auf Eis gelegt und erklärt, ein Börsengang werde erst nach 2021 angestrebt. Ein genauer Zeitpunkt war seitdem nicht mehr genannt worden.

Zuletzt herrschte unter den Eignern Zwiespalt über den Börsengang. Letter One hatte diesen infrage gestellt und zu Jahresbeginn erklärt, dafür zumindest gegenwärtig nicht den passenden Zeitpunkt zu sehen. BASF hatte darauf Ende Februar erklärt, den Börsengang nötigenfalls auch mit rechtlichen Mitteln durchsetzen zu wollen und diesen so im Jahr 2023 gegebenenfalls einseitig zu verfolgen.