Entsprechende Regelungen haben die Ministerien in die Wasserstoff-Strategie des Bundes eingebaut, wie ein neuer Entwurf des Konzepts zeigt, der der Nachrichtenagentur Reuters am Montag vorlag. Da der Wasserstoff-Einsatz derzeit deutlich teurer ist als etwa von Gas oder Kohle, will die Regierung zunächst in einem Pilotprogramm sogenannte Carbon Contracts of Difference (CDF) vergeben. Diese sollen die Kosten pro Tonne CO2 ausgleichen, die die Unternehmen mit dem Wasserstoff-Einsatz vermieden haben. Bei der Berechnung der Differenzkosten wird berücksichtigt, dass die Unternehmen beim Einsatz von fossilen Brennstoffen auch den europäischen CO2-Preis hätten zahlen müssen.

Das Vorhaben war auf Initiative des Umweltministeriums in das Konzept aus dem Haus des Wirtschaftsressorts aufgenommen worden. Stahl- und Chemieindustrie sind besonders auf Wasserstoff angewiesen, da für die chemischen Prozesse Strom allein nicht Kohle oder Gas ersetzen kann.

STREIT UM WASSERSTOFF-EINSATZ FÜR PKW

Während sich Umweltministerin Svenja Schulze hier offenbar durchsetzen kann, zeichnet sich unter den Ressorts in mehreren anderen Fragen kein Konsens ab: So wird die vom Umweltressort geforderte Wasserstoff-Quote im Flugverkehr voraussichtlich nicht umgesetzt. Bis 2030 wollte Schulze, dass zwei Prozent des Kerosin durch Wasserstoff ersetzt wird. Dies soll nun aus Wettbewerbsgründen - wenn überhaupt - nur im Einklang mit der EU kommen.

Vor allem aber wird darüber gerungen, wo Wasserstoff sonst zum Einsatz kommen soll. Das Verkehrsministerium will dies auch für Pkw offenhalten, während das Umweltministerium allenfalls Teile des Schwerlastverkehrs, die Schifffahrt und eben den Luftverkehr aufnehmen will. Für Pkw setzt das Umweltressort auf Strom - auch um die voraussichtlich knappen Wasserstoffmengen für anderes einzusetzen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält die Vorfahrt für neue E-Autos zwar auch für gerechtfertigt, will aber Wasserstoff nicht ausschließen: "Regenerative Kraftstoffe sind aber die einzige Möglichkeit, die derzeitige Bestandsflotte zu adressieren und damit zur sofortigen CO2-Reduktion im Straßenverkehr beizutragen", heißt es in einem VDA-Positionspapier, das Reuters vorliegt.

Der VDA aber auch der BDI dringen vor allem darauf, jetzt die industrielle Produktion von Wasserstoff in großem Stil voranzubringen. Änderungen bei Abgaben und Steuern sieht das Konzept allerdings nicht vor obwohl auch das Finanzministerium laut Entwurf dies befürwortet.

Da Wind- und Sonnenenergie in Deutschland nicht ausreichen, um neben der Stromversorgung auch noch Wasserstoff in großen Mengen zu produzieren, setzt Wirtschaftsminister Peter Altmaier auf Importe. Dazu sollen Vereinbarungen gerade mit Entwicklungsländern geschlossen werden - etwa in Afrika. Die Bundesregierung will die Wasserstoffstrategie dennoch Ende März im Kabinett beschließen.