Zürich (awp/sda) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SWISSCOM: Swisscom-Chef Urs Schaeppi fordert neue Antennen für 5G. "In einer Basisversion decken wir bereits 96 Prozent der Schweiz ab. Die Vollversion braucht aber neue Antennen", sagte er im Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende". "Ich wünsche mir, dass die Behörden noch klarer Stellung nehmen zu 5G", führte er aus. Denn die neue Technologie sei keineswegs gefährlich. "Das zeigt etwa die Bewertung der WHO. Das Netz ist energieschonender." Ebenfalls äusserte sich der Manager dazu, dass sein Unternehmen weniger Umsatz erzielt als bei seinem Amtsantritt 2013. Der Telekommunikationsmarkt schrumpfe, sagte er. "Nicht nur in der Schweiz, sondern überall. Die Preise sinken substanziell." Er sei stolz, habe die Swisscom in diesem Kontext die Marktanteile stabil gehalten. Doch werde der Markt weiter schrumpfen. Wachstumsfelder in der Schweiz gebe es aber schon noch. "Diese sind primär die IT, die Cloud und Sicherheitslösungen." Und man werde in Italien mit Fastweb wachsen. (Schweiz am Wochenende, S. 13)

CREDIT SUISSE: Ignorierte die CS in der Greensill-Pleite Warnungen, dass etwas nicht stimmt? Die "SonntagsZeitung" zumindest behauptet dies. Die Grossbank wurde mehrfach, auch intern, vor Greensill-Praktiken gewarnt, heisst es in einem Artikel. Die Abteilung für Handelsfinanzierungen der Bank soll laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits 2016 die Metallhandelsgesellschaft Liberty Commodities des indischen Stahlbarons Sanjeev Gupta auf eine schwarze Liste gesetzt haben, weil man ihr nicht traute. Als die Rohstoffexperten von den Investment-Fonds 2018 erfuhren, wurden Fondssparte und Compliance-Abteilung gewarnt, was folgenlos blieb. (SoZ, S. 40)

NESTLÉ: Der Schweizer Konzern Nestlé schaltet Werbung bei dem Sender in Weissrussland, der den Blogger Protassewitsch vorführt. Das kritisiert de "Tages-Anzeiger" in einem Meinungsbeitrag in seiner Samstagsausgabe. Denn Oppositionsblogger Roman Protassewitsch musste auf dem Sender ONT ein erzwungenens Interview geben. ONT wird nicht nur vom weissrussischen Staat finanziert. Der Sender nimmt viel Geld durch Werbung ein. Auch und vor allem von Nestlé. Während andere Firmen pro Werbeblock einmal vorkommen, wirbt der Schweizer Konzern mit zwei oder drei Produkten. (Tages-Anzeiger, S. 2)

BLKB: Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) will 2022 mit der digitalen Finanzdienstleisterin Radicant an den Start gehen. Das Angebot soll dabei ein "Vollbankensortiment" werden, wie CEO John Häfelfinger im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (online) sagte. Dreh- und Angelpunkt seien dabei die Nachhaltigkeitsziele der Uno. "Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Überzeugung, sondern auch ein Geschäftsmodell, mit dem wir einen verantwortungsvollen Markt ansprechen wollen." Das endgültige Angebot werde dann die Radicant-Geschäftsführung festlegen. Es gehe um themenspezifisches Anlegen, aber auch um alltägliche Bankdienstleistungen. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten auch Finanzierungen interessant sein, aber nur als Vermittlerin. "Wir wollen unseren Kunden aber sicher nicht einfach Produkte, beispielsweise (FuW, S. 12; siehe auch separate Meldung)

U-BLOX: Das U-Blox-Management schaut äusserst optimistisch auf das laufende Geschäft. "Im ersten Halbjahr hat sich der Markt gedreht - hin zu einem starken Nachfrageüberhang", sagte U-Blox-CEO Thomas Seiler im Gespräch mit "Finanz und Wirtschaft". "Wir erleben einen Aufschwung auf breiter Basis und sehen dramatische Zunahmen bei den Stückzahlen, wie ich es so noch nicht erlebt habe." Vergangene Woche erst hat er die Prognose für das laufende Jahr nach oben geschraubt. U-Blox-Aktien, die seit einiger Zeit schlechter als der Markt laufen, ziehen an. (FuW, S. 6)

SYNGENTA: Dass der Saatguthersteller Syngenta wieder an die Börse will, ist schon längst kein Geheimnis mehr. Offiziell soll ein Börsengang bis Mitte 2022 erfolgen. Doch könnte der Schritt schon früher geschehen. "Ich hoffe, wir schaffen es bis Ende 2021", sagte CEO Erik Fyrwald im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). "Wenn es früher als 2022 klappt - umso besser", hatte der Manager Ende April noch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP gesagt, ohne sich allerdings auf ein Datum festzulegen. Weiter forderte der Manager in dem Gespräch mit der FAS eine Modernisierung der Landwirtschaft. Er wolle, dass die Menge an eingesetzten Pestiziden sinke. "Aber dafür brauchen die Landwirte moderne Mittel, die auch in kleineren Mengen wirken", sagte er. "In Europa dagegen müssen sie ältere Pestizide einsetzen, die mit grösseren Mengen eine geringere Wirkung haben." (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

Die Eidgenossenschaft stimmt am 13. Juni über die Trinkwasser- und die Pestizid-Initiative ab. Diese richten sich gegen einen Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Wichtiges Argument der Befürworte ist neben der Gesundheitsgefahr, dass künstliche Pestizide nicht vereinbar sind mit einer nachhaltigen Landwirtschaft. Bei der Gegnerschaft schwingt die Befürchtung höherer Lebensmittelpreise obenaus.

GUNVOR: Der Genfer Ölhändler Gunvor könnte vor Problemen stehen. Din ehemaliger freier Mitarbeiter des Rohstoffhändlers hat laut "Tages-Anzeiger" gegenüber der US-Justiz zugegeben, in Ecuador Amtsträger bestochen zu haben. Über 20 Millionen Dollar seien an Beamte geflossen, um mit dem staatlichen Ölkonzern Petroecuador ins Geschäft zu kommen. Dem ehemaligen Mitarbeiter drohen 20 Jahre Haft in den USA. "Was ich getan habe, war falsch und illegal", sagte er gegenüber der US-Justiz. Ein Sprecher Gunvors erklärt: "Gunvor hat die Geschäftsbeziehung mit dem Vermittler aus Compliance-Gründen beendet, bevor wir über die Ermittlungen informiert wurden." Der Ölhändler verfolge einen Nulltoleranz-Ansatz. "Aus diesem Grund hat das Unternehmen auch den Einsatz von Vermittlern zur Geschäftsentwicklung gänzlich untersagt", so der Sprecher. (TA, S. 13)

SBB: Der Ausbauschritt 2035 für die Bahn erweist sich als teurer als geplant. Das Parlament hat vor zwei Jahren für fast 200 Projekte insgesamt 12,9 Milliarden Franken bewilligt. Wie die "NZZ am Sonntag" berichtet, haben die seither erfolgten Planungsarbeiten nun gezeigt, dass dafür 14,1 Milliarden nötig wären, also 1,2 Milliarden mehr als geplant. (NZZaS, S. 9)

AIRBUS: Weder die Pandemie noch Klimaschutzbemühungen werden laut Airbus-Chef Guillaume Faury zu einem starken Rückgang der Geschäftsreisen führen. "Die Unternehmen merkten: Irgendwann müssen sie ihre Kunden und Lieferanten wieder persönlich treffen. Irgendwann müssen sie vor Ort sein, um Produkte zu entwickeln oder neue Fabriken zu bauen", sagt Faury im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Die Kunden von Airbus, die Airlines, würden darum "gleich viele Sitze in der Businessclass planen wie vor der Pandemie". Firmen machten sich zudem noch eine weitere Überlegung. "Wenn sie selber ihre Kunden nicht mehr persönlich treffen, die Konkurrenten aber schon, dann haben sie einen Wettbewerbsnachteil." Darum sagt Faury: "Auf Geschäftsreisen verzichten? Das funktioniert nicht." (NZZaS, S. 31)

VINCENZ-PROZESS: Am Dienstag, 25. Januar 2022, wird der vorsitzende Richter Sebastian Aeppli vom Bezirksgericht Zürich den grössten Wirtschaftsstrafprozess des letzten Jahrzehnts eröffnen. Siebeneinhalb Monate vor dem Prozess scheine die Anklage klar im Vorteil, schreibt die "NZZ am Sonntag" Aus vier Gründen: Zum Ersten lese sich die 356 Seiten starke Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft stringent - und äusserst einleuchtend. Zum Zweiten seien einzig vier Tage für den Prozess angesetzt. Für eine wirkliche Auseinandersetzung mit der äusserst komplexen Materie sei das viel zu wenig. Keinen besonders wirtschaftsaffinen Eindruck mache drittens das dreiköpfige Richtergremium. Alle Richter stünden ausserdem politisch links, so die "NZZ am Sonntag". Viertens scheine die riesige Menge an Unterlagen das Gericht stark zu fordern: Gemäss Aktenverzeichnis lägen ganze 12'466 Aktenstücke in 526 Bundesordnern vor, zusätzlich wurden weitere 49 Kisten sichergestellt. Nun hätten aber die Beschuldigten auch nach Einreichung der Klage weiterhin keinen Einblick in geschätzt einen Drittel dieser Akten erhalten. (NZZaS, S. 28)

STEUERPLÄNE G7: Der Entscheid der führenden Industrienationen (G7) für eine weltweite Mindeststeuer von 15 Prozent für Grosskonzerne ist nach Einschätzung von Ökonomen keine gute Nachricht für die Schweiz. Insbesondere gewisse Kantone würden unter Druck geraten. "Die Steueroasen - oft sehr kleine Staaten - werden leiden, aber das ist ja auch das Ziel", sagte ETH-Wirtschaftsprofessor Jan-Egbert Sturm im Interview mit der "SonntagsZeitung". Diese Länder müssten sich etwas einfallen lassen, wie sie attraktiv bleiben könnten, auch mit höheren Steuersätzen. Auch die Schweiz werde mittelfristig nicht darum herumkommen, sich dem Entscheid zu fügen. Der Ökonom erwartet in diesem Fall eine gewisse Steuerharmonisierung innerhalb der Schweiz. "Der kantonale Steuerwettbewerb wird kleiner." Sturm erklärte, mobile Branchen könnten dabei eventuell abwandern, dazu gehöre etwa die Rohstoffbranche, die ihre Handelstätigkeiten faktisch von überall ausüben könne. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass es schlimme Konsequenzen haben werde, sagte Sturm. Für einen Unternehmer sei die Steuerlast nur ein Kriterium von vielen, die über Investitionen und einen Standort entscheiden würden. (SoZ, S. 13; siehe auch separate Meldung)

MEDTECH I: Nach dem Aus des Rahmenabkommens bekommen erste Firmen die Macht der EU zu spüren. Wie bereits länger bekannt und erwartet, ist eine Regelung zur Anerkennung von Medizinprodukten aus der Schweiz mit der EU abgelaufen. Deshalb lehnten EU-Firmen aus Angst, gegen EU-Regeln zu verstossen, diese Woche Schweizer Exportgüter ab. Auch slowenische Zöllner blockierten Schweizer Exporte. (SoZ, S. 7)

MEDTECH II: Auch die "NZZ am Sonntag" berichtet über zwei Unternehmen aus der Branche der Medizinaltechnik, die unter dem neuen Exportregime in die EU leiden. Die Zeitung zitiert Rudolf Eggen, CEO der Firma MPS-Precimed in Biel mit 45 Angestellten: "Unser Partner und Bevollmächtigter, der im EU-Raum in rechtlichen Belangen unsere Produkte verantwortet, teilte mir mit, dass er einen grossen Teil des Sortiments nicht mehr importieren dürfe." Es geht um hochpräzise Knochenbohrer und Fräsen, die bei der Implantation künstlicher Gelenke verwendet werden. Über Nacht ist Eggen rund ein Drittel des Geschäfts weggebrochen, es geht um mehrere Millionen Franken. Hintergrund ist der Umstand, dass die EU von der Schweizer Zertifizierungsstelle SQS ausgestellte Zertifikate für Medtech-Instrumente nicht mehr anerkennt. Zur Überraschung von SQS-Direktor Felix Müller: "Bis zuletzt hiess es, dass unsere Zertifikate für eine Übergangsfrist bis 2024 gültig bleiben werden, so wie das für alle diese Zertifikate in der ganzen EU gilt." (NZZaS, S. 11; siehe auch separate Meldung)

GASTRONOMIE: Der Zürcher Szenegastronom Michel Péclard und der Aroser Hotelerbe Götz Bechtolsheimer führen einen erbitterten Rechtsstreit, wie die "NZZ am Sonntag" berichtet. Im Zentrum steht die Berghütte "Alpenblick" in Arosa. Sie gehört der Familie Bechtolsheimer, die auch im Besitz der Aroser Luxushotelkette Tschuggen ist. Péclard hat sie zusammen mit seinem Geschäftspartner Florian Weber von 2015 bis 2020 gepachtet. Nach dem Ende des Vertrages brach ein Streit aus, wem das Mobiliar in der Hütte gehöre. Es ist mehrere 100'000 Franken wert, wie die "NZZ am Sonntag" gestützt auf interne Dokumente schreibt. Péclard und Weber nahmen Stühle, Leuchten und Küchenmaterial mit. Bechtolsheimer zeigte sie deswegen an. Die Fronten sind dermassen verhärtet, dass der Rechtsstreit noch Jahre dauern könnte. (NZZaS, S. 25)

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