Von Andrea Thomas

ELMAU/BERLIN (Dow Jones)--Die Gruppe sieben führender Wirtschaftsnationen (G7) diskutiert bei ihrem Treffen auf Schloss Elmau in Bayern nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch über die Einführung eines Importverbots gegen russisches Gold. Letztlich müsse solch eine Sanktion gegen Russland von einem größeren Kreis an Staaten beschlossen werden, wie Scholz in einem ZDF-Interview sagte. Scholz ließ zudem offen, ob er im November an dem Treffen der 20 führenden Staaten (G20) in Indonesien teilnehmen werde.

Zum Thema Gold sagte Scholz im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin: "Wir diskutieren diese Frage, aber das wird auch im Kreis der Europäischen Union diskutiert werden müssen. Deshalb ist das keine Sache, bei der abschließend die G7 darüber entscheidet." Aber man werde die Sanktionen immer weiter präzisieren. "Das ist schon etwas, worauf sich alle verlassen können, die das unterstützen, und womit auch die russische Regierung rechnen muss", sagte Scholz, der wegen Deutschlands G7-Präsidentaschaft in diesem Jahr Gastgeber des G7-Treffens ist.

Am Sonntag hatte US-Präsident Joe Biden verkündet, dass die G7 ein Importverbot für russischem Gold verkünden werde. Nach Angaben von Biden würden Russland damit Duzende Milliarden Dollar an Einnahmen entgehen.


G20 nicht torpedieren 

Auf die Frage nach einer Teilnahme Deutschlands am G20-Treffen im November in Indonesien sagte Scholz, dass er dies zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden werde. Indonesien hat zu dem Treffen Russlands Präsident Wladimir Putin und auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eingeladen. Grundsätzlich sei es aber wichtig, dass man in der G20 eng zusammenarbeite und man die G20 "nicht torpedieren" wolle.

Insgesamt gehe es bei den G7-Beratungen in Elmau und bei dem heutigen Treffen mit den Gasländern um Kooperation, trotz möglicher inhaltlicher Differenzen. Man dürfe "nicht in die Falle tappen, die Putin aufstellt, zu behaupten die Welt sei geteilt in den globalen Westen - also die G7 und ihre Freunde im Norden - und alle anderen. Das stimmt ja nicht", sagte Scholz.

Demokratien gebe es in der ganzen Welt und sie hätten sehr ähnlich Perspektiven. Daher sei es eine sehr bewusste Entscheidung gewesen, dass Deutschland zu dem G7-Treffen auch die Gastländer Indien, Indonesien, Südafrika, Senegal und Argentinien eingeladen habe, sagte Scholz.


Ukraine, Hunger und Klima im Zentrum 

Am heutigen zweiten Tag des G7-Treffens wird Selenskyj am Vormittag zugeschaltet und am Nachmittag mit den Gastländern beraten. Außerdem wollen die Staats- und Regierungschefs über Maßnahmen gegen die Hungerkrise und die Klimakrise beraten. Scholz betonte, dass die G7 gegen die Nahrungsmittelknappheit auch finanzielle Zusagen machen werde.

Zur G7 gehören neben Deutschland noch die USA, Japan, Kanada, Großbritannien, Italien und Frankreich. Das Treffen soll am Dienstagmittag enden.

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June 27, 2022 03:07 ET (07:07 GMT)