Die britische Großbank Lloyd's leidet zunehmend unter den Folgen der Corona-Pandemie.

Vorstandschef Antonio de Sousa Horta-Osorio malte ein düsteres Bild für die kommenden Monate. "Unsere Prognosen haben sich seit unserer letzten Präsentation im April verschlechtert", sagte er am Donnerstag. In der ersten Jahreshälfte rutschte die größte britische Privatkundenbank in die Verlustzone, nachdem sie deutlich mehr für faule Kredite auf die Seite legen musste als geplant. Die Aktien brachen zeitweise um neun Prozent auf den tiefsten Stand seit acht Jahren ein.

"Die Pandemie ist jetzt schon mehrere Monate in Gange und obwohl Fortschritte bei der unmittelbaren Bedrohung gemacht wurden, sind die Auswirkungen der Krise immer noch erheblich", sagte Horta-Osorio, der Lloyd's im kommenden Jahr verlassen will. Großbritannien ist besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen und fürchtet sich nun vor einer zweiten Welle. Lloyd's geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um mehr als 17 Prozent einbrechen wird, bisher waren die Ökonomen der Bank von einem siebenprozentigen Rückgang ausgegangen. "Das sind keine guten Voraussetzungen für Lloyd's, tatsächlich sind sie dem perfekten Sturm ziemlich nahe", sagte Nicholas Hyett, Aktienanalyst bei Hargreaves Lansdown.

Lloyd's stellte im zweiten Quartal weitere 2,9 Milliarden Pfund (3,2 Milliarden Euro) für Kreditausfälle zurück. Vor Steuern fiel in den ersten sechs Monaten daher ein Verlust von 602 Millionen Pfund an, nach einem Gewinn von 2,9 Milliarden im ersten Halbjahr 2019. Dank Steuerrückerstattungen erzielte Lloyds unter dem Strich aber einen Gewinn von 19 Millionen.

CORONA BELASTET VIELE EUROPÄISCHE GROSSBANKEN

Auch beim spanischen Rivalen BBVA schlug die Corona-Krise voll ins Kontor. Sie musste die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite deutlich erhöhen. Der Nettogewinn halbierte sich deshalb im zweiten Quartal auf 636 Millionen Euro, wie BBVA mitteilte. Besonders große Belastungen gab es im Mexiko-Geschäft, wo BBVA mehr als die Hälfte der Erträge macht.

Wie sehr die europäischen Großbanken mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben, wird durch die Ergebnisse des zweiten Quartals immer deutlicher. Im April und Mai hatte die Corona-Krise ihren vorzeitigen Höhepunkt erreicht, in vielen Ländern kam das Wirtschaftsleben zum Erliegen. Die spanische Großbank Santander hatte am Mittwoch einen Rekordverlust von 11,1 Milliarden Euro verkündet, die britische Barclays konnte sich nach einer milliardenschweren Vorsorge für Kreditausfälle gerade noch in der Gewinnzone halten. Vergleichsweise gut kam dagegen bislang die Deutsche Bank davon.

Die Unternehmensberatung Oliver Wyman erwartet, dass sich die Kreditverluste der europäischen Banken in den nächsten drei Jahren auf über 400 Milliarden Euro summieren. Das wäre rund zweieinhalbmal so viel wie in den vergangenen drei Jahren.