Die Corona-Krise zieht Europas größte Bank HSBC in die Tiefe.

"Die ersten sechs Monate des Jahres 2020 waren die herausfordernste Zeit seit Menschengedenken", sagte Bankchef Noel Quinn am Montag. Der Vorsteuergewinn des britischen Geldhauses brach im ersten Halbjahr um 65 Prozent auf 4,32 Milliarden Dollar ein, stärker als von Analysten erwartet. Die Risikovorsorge für faule Kredite stieg massiv an, gleichzeitig gingen die Erträge zurück. Quinn stellte das Geschäftsmodell, die Prognosen für 2020 und die Dividendenzahlungen auf den Prüfstand. Die HSBC-Aktien sackten um rund vier Prozent auf den tiefsten Stand seit elfeinhalb Jahren ab.

Vor allem das Geschäft in Großbritannien sei besonders hart getroffen worden, sagte Finanzvorstand Ewen Stevenson. Das Land hat vergleichsweise hohe Covid-19-Infektionsraten und Todesfälle, monatelang stand das wirtschaftliche Leben still. Um Kreditausfälle abzufedern stockte HSBC die Risikovorsorge im ersten Halbjahr um fast sechs Milliarden auf 6,9 Milliarden Dollar auf. Im Gesamtjahr könnten diese Belastungen auf acht bis 13 Milliarden Dollar weiter steigen, warnte der Vorstand. Bisher war er von einem etwas geringeren Anstieg ausgegangen. Vor allem die Märkte außerhalb Asiens, dem zweiten Standbein des Konzerns, seien stark betroffen.

Zusätzlich zu Corona und der schwersten Weltwirtschaftskrise seit Jahrzehnten hat HSBC mit den politischen Unruhen in Hongkong zu kämpfen. In Asien macht das Institut einen Großteil seiner Erlöse. Konzernweit gingen die Erträge im ersten Halbjahr um neun Prozent auf 26,7 Milliarden Dollar zurück. Der Vorstand warnte darüber hinaus vor einer schlechteren Kapitalquote. HSBC steckt schon seit einiger Zeit in einem umfassenden Konzernumbau. Weltweit werden 35.000 Arbeitsplätze gestrichen. Durch Kostensenkungen will Quinn den Ertragsschwund auffangen.

SOCIETE GENERALE ERNEUT MIT QUARTALSVERLUST

Die HSBC-Ergebnisse offenbaren einmal mehr, wie sehr die europäischen Banken von der Corona-Krise betroffen sind. Die spanische Santander verkündete vergangene Woche einen Rekordverlust von elf Milliarden Euro, der Gewinn der britischen HSBC-Rivalin Barclays brach ein. Die Deutsche Bank kam dagegen bisher vergleichsweise gut durch die Krise.

Die französische Bank Societe Generale litt im zweiten Quartal unter Abschreibungen im Handelsgeschäft, das sie zur Zeit umkrempelt. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,3 Milliarden Euro, wie das Institut am Montag mitteilte. Es war der zweite Quartalsverlust in Folge. Die Erträge fielen um 16 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Die Aktien rutschten in Paris um vier Prozent ab.