Die Verunsicherung von Verbrauchern und Geschäftsleuten sowie die Kursverluste des Pfund belasten bereits die Fluggesellschaft British Airways. Der Mutterkonzern IAG präsentierte am Freitag eine pessimistischere Gewinnprognose und eingedampfte Wachstumspläne. Auslandsreisen sind für Briten erheblich teurer geworden, weil ihre Währung am Urlaubsort weniger wert ist.

Auch das drückt massiv auf die Kauflaune, wie eine Erhebung des Marktforschungsinstituts GfK ergab. Demnach stürzte das Konsumklima zuletzt so stark ab wie seit 1990 nicht mehr. Die Verbraucher stehen noch ganz unter dem Eindruck des Referendums vom 23. Juni, bei dem eine Mehrheit der Briten den Abschied von der EU beschloss. Viele Volkswirte rechnen damit, dass dem Königreich nun eine Rezession bevorsteht.

Die Unternehmen zeigen sich ebenfalls beeindruckt. IAG-Chef Willie Walsh berichtete von einer gedrosselten Nachfrage nach Geschäftsreisen. "Es ist unklar, wann die britischen Firmen Vertrauen zurückgewinnen in dem Sinne, dass sie wieder reisen und Geschäfte machen", sagte er. "Ob dies noch in diesem Jahr oder Anfang nächsten Jahres der Fall ist, müssen wir abwarten." Für Zurückhaltung der Passagiere sorgen ferner die Anschläge in Europa und der gescheiterte Militärputsch in der Türkei.

Bei der IAG-Gruppe, zu der auch die Töchter Iberia, Vueling (beide Spanien) und Aer Lingus (Irland) gehören, kommt ein weiterer Negativeffekt hinzu. Weil der Konzern in Euro bilanziert, schmälert der Kursrutsch des Pfund die Einnahmen zusätzlich. Allein im abgelaufenen Quartal summierten sich die Wechselkursbelastungen auf 148 Millionen Euro.

Andere britische Firmen freuen sich dagegen über die Schwäche der heimischen Währung. Denn diese bringt ihnen Vorteile im Exportgeschäft. Der Verlagsriese Pearson etwa erhofft sich bessere Gewinnaussichten, sollte das Pfund auf seinem aktuellen Niveau bleiben.

KEINE ERHOLUNG VOR JAHRESENDE

Auch am bislang boomenden Immobilienmarkt hinterlässt das Brexit-Votum schon deutliche Spuren. So billigten die Kreditinstitute im Juni so wenige Hypothekendarlehen wie seit einem Jahr nicht mehr, wie aus Notenbank-Daten hervorgeht. Der auf die Hauptstadt spezialisierte Immobilienmakler Foxtons gab einen Einbruch seines Halbjahresgewinns bekannt. "Wir erwarten nicht, dass der Wohneigentumsmarkt in London vor dem Jahresende Anzeichen einer Erholung zeigt", erklärte Foxtons-Chef Nic Budden.

Das bekommt auch die Finanzbranche zu spüren. Die Bank of Ireland etwa, die stark auf dem britischen Immobilienmarkt engagiert ist, befürchtet, dass ihre Aktionäre womöglich erst später mit einer Dividende rechnen können als bislang anvisiert. "Eine sehr große Volkswirtschaft, in der wir aktiv sind, hat eine ziemlich folgenreiche Entscheidung getroffen", erläuterte Bankchef Richie Boucher. "Wir müssen daher etwas vorsichtiger sein, was unsere Prognose angeht."

Das britische Geldhaus Barclays hingegen sieht sich nach eigener Auskunft gut aufgestellt, um die Folgen des Referendums abfedern zu können. Konkurrent Lloyds hatte am Donnerstag angekündigt, wegen der Brexit-Unsicherheiten weitere 3000 Jobs zu streichen und zusätzlich 200 Filialen zu schließen.