Von Telis Demos

NEW YORK (Dow Jones)--Mit Beginn des Jahres 2021 scheint es, dass es für die Aktien der US-Banken erst einmal nicht schlechter werden kann. Es könnte aber einige Zeit dauern, bis es spürbar besser wird.

Das Management der Bank of America signalisierte am Mittwoch, dass die Nettozinseinnahmen wahrscheinlich im dritten Quartal ihren Tiefpunkt erreicht haben. Im vierten Quartal legten sie im Vergleich zum Vorquartal um 1 Prozent zu. Die Manager gehen davon aus, dass das Schlussquartal 2021 viel besser als das Auftaktvierteljahr aussehen wird. JP Morgan meldete vergangene Woche ein Plus der Nettozinseinnahmen von 2 Prozent zum Vorquartal und geht im laufenden Jahr von einem Anstieg im Vergleich zu 2020 aus. Im vergangenen Jahr meldeten die Banken Rückgänge von 11 bzw 5 Prozent.

Ein Grund für den bei allen Banken geäußerten Optimismus ist, dass die Banken immer noch Geld in ihre Wertpapierportfolios verschieben können. Selbst wenn die Kreditnachfrage ausbleibt, können sie Einlagen in festverzinsliche Wertpapiere stecken, die mehr Rendite versprechen.

Der Pfad hin zu einer deutlichen Verbesserung der Nettozinseinnahmen der US-Banken verläuft nicht geradeaus. Eine Herausforderung ist, dass Hypotheken weiterhin vorzeitig getilgt werden, was sich auf hypothekenbesicherte Wertpapiere auswirkt. Die Bank of America sagte, dies habe einen signifikanten Einfluss auf die Nettozinsmarge. Die Entwicklung der Hypotheken ist ein wichtiger Faktor.


   Vorsicht bei Langläufern 

Hoffnung liegt in der Form der Zinsstrukturkurve. Die Banken wiesen darauf hin, dass sie zuletzt steiler verlief, weil die langfristigen Zinsen stiegen, was ihnen zugute kommt. Beispielsweise ist der Spread zwischen zweijährigen und zehnjährigen Treasurys so weit wie seit 2017 nicht mehr. Doch Banken haben auch Anlass zur Vorsicht, wenn es darum geht einfach länger laufende festverzinsliche Wertpapiere zu kaufen. Denn dann könnten sie künftige Zinserhöhungen verpassen.

So ist auch eine steilere Zinsstrukturkurve keine so große Hilfe wie sie sein könnte, wenn die Banken nicht weitere Kredite auf die Bücher nehmen, die einen variablen Zinssatz haben können oder höhere Renditen generieren können bei kürzeren Laufzeiten. Was die Aussichten des Kreditwachstums angeht, ist abwarten gefragt. Die Bank of America hat festgestellt, dass sich das Volumen im Firmenkundengeschäft stabilisiert hat. Das Ende des Rückgangs im vierten Quartal mache "Hoffnung, dass eine erhöhte Kreditnachfrage bald folgt". Größere staatliche Unterstützungsmaßnahmen könnten helfen oder auch nicht. Verbraucher haben einen großen Teil ihrer Unterstützung, die sie bislang von der Regierung erhalten haben, in den Schuldenabbau gesteckt.


   Handelsgeschäfte dürften demnächst weniger abwerfen 

Unterdessen haben die Banken möglicherweise den Höhepunkt bei ihren Kapitalmarktgeschäften überschritten. Bislang haben die Handelstische der großen Banken im vierten Quartal weniger Einnahmen gemeldet als im dritten Quartal. Das entspricht dem typischen saisonalen Trend, aber die Banker signalisierten, dass sich die Erträge 2021 nur schwer wiederholen ließen. JP Morgans CEO Jamie Dimo, bezeichnete den Kampf um Marktanteile im Wertpapierhandel über Größenvorteile und Digitalisierung als "Grabenkrieg". Citigroups Finanzchef sprach von einer immer noch robusten Handelsaktivität im Januar, die sich aber mit der Zeit normalisieren würde.

Die Aktien der Banken im S&P 500 liegen im Vergleich zum Jahresbeginn 2020 nur 10 Prozent niedriger. Aber die Kurs-Gewinn-Verhältnisse haben sich erhöht. Wurden sie seinerzeit noch mit unterhalb des zwölffachen der erwarteten Gewinne bewertet, ist es jetzt knapp das 14-fache. Das ist nicht unvernünftig angesichts der sich abzeichnenden Auskehrung der sich aufstauenden Barmittelbestände über Dividenden und Aktienrückkäufe, wenn auch das Tempo unsicher ist. Aber ohne wenigestens etwas an Verbesserung bei den Krediten sind Bankaktien aktuell kein guter Deal.

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January 20, 2021 06:36 ET (11:36 GMT)