MADRID (awp international) - Die spanische Grossbank BBVA hat im dritten Quartal wie die meisten anderen europäischen Finanzinstitute massiv von den stark anziehenden Zinsen profitiert. Der Überschuss sei im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als 30 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro gestiegen, teilte die spanische Bank, deren wichtigster Markt Mexiko ist, am Freitag in Madrid mit. Damit fiel das Ergebnis deutlich besser aus, als Experten erwartet hatten. Die im EuroStoxx 50 notierte Aktie gab dennoch kräftig nach und gehörte damit zu den schwächsten Werten im Eurozonen-Leitindex.

Händler begründeten das wie schon am Mittwoch dieser Woche bei Santander mit Sorgen über steigende Kosten und über eine wieder anziehende Risikovorsorge. Die Anteile der grössten spanischen Bank waren Mitte der Woche ebenfalls unter Druck geraten, obwohl der Gewinn höher als von Experten erwartet ausgefallen war. Die BBVA-Aktie fiel am Freitag im frühen Handel um bis zu drei Prozent. Das Papier ist allerdings zuletzt gut gelaufen, der Kurs lag wieder bei mehr als fünf Euro, nachdem die Aktie im Juli zeitweise weniger als vier Euro gekostet hatte.

Getrieben wurde der Gewinnanstieg von einem starken Plus beim Zinsüberschuss, also dem Ertrag aus dem Geschäft mit dem Leihen und Verleihen von Geld. Dieser kletterte um 40 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Insgesamt zogen die Erträge um 29 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro an, während die operativen Kosten um fast ein Fünftel auf 2,8 Milliarden zulegten. Jefferies-Analyst Benjie Creelan Sandford lobte die Zahlen. Das Ergebnis habe die Erwartungen übertroffen.

In Mexiko zogen die Erträge währungsbereinigt um gut 27 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro an. Der Überschuss in dem Land legte um fast die Hälfte auf knapp 1,1 Milliarden Euro zu. In Spanien verdiente die Bank rund eine halbe Milliarde Euro und damit etwas mehr als im Vorjahr. In der Türkei, dem drittwichtigsten Land für die Bank, zog der Gewinn währungsbereinigt um 142 Prozent auf 318 Millionen Euro an. Neben der breiten geografischen Aufstellung setzt Bank-Chef Onur Genc auf eine stärkere Digitalisierung, um die Profitabilität zu steigern.

Er sieht die Bank inzwischen offenbar auch wieder in der Lage, Übernahmen stemmen zu können. Bei einer Investorenkonferenz der Bank of America hatte er gesagt, dass er in Spanien weiter die Notwendigkeit einer Konsolidierung sieht. Die BBVA hatte vor zwei Jahren versucht, die Banco de Sabadell zu übernehmen, konnte sich aber mit dem Management der Bank nicht auf einen Preis einigen. Inzwischen hat die Sabadell-Spitze immer wieder betont, kein Interesse mehr an einer Fusion zu haben./zb/mis/stk