(neu: Bestätigung von Übernahmegesprächen mit Banco de Sabadell, Schlusskurse)

BILBAO/PITTSBURGH (dpa-AFX) - Die spanische Großbank BBVA will ihr US-Geschäft für eine Milliardensumme an den amerikanischen Finanzkonzern PNC verkaufen. Der Kaufpreis liege bei 11,6 Milliarden US-Dollar (knapp 10 Mrd Euro), teilten die Unternehmen am Montag in Bilbao und Pittsburgh mit. Die PNC Financial Services Group will ihr Filialnetz durch den Deal um 637 Standorte in wichtigen US-Bundesstaaten erweitern - etwa in Alabama, Arizona, Colorado, Florida, New Mexiko, Kalifornien und Texas. Die Neuigkeiten der Börse beflügelten Spekulationen über mögliche Zusammenschlüsse unter spanischen Banken.

An der Börse in Madrid kamen die Nachrichten gut an. Der Kurs der BBVA-Aktie sprang am Morgen zeitweise um mehr als ein Fünftel nach oben und ging noch mit einem Aufschlag von mehr als 15 Prozent aus dem Handel. Wegen der herben Kursverluste in der Corona-Krise ist das Papier damit immer noch rund ein Viertel weniger wert als zum Jahreswechsel. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 25 Milliarden Euro wird BBVA an der Börse aber weiterhin höher bewertet als etwa die Deutsche Bank.

Dass BBVA demnächst wohl auf einer Menge Geld sitzt, beflügelte auch Spekulationen über mögliche Zusammenschlüsse unter spanischen Geldhäusern. Nach Ansicht von Analyst Benjie Creelan-Sandford von Jefferies könnte dabei die Bank Sabadell als Übernahmeziel in den Fokus rücken. Der Kurs der Sabadell-Aktie schoss am Montag ebenfalls um rund ein Fünftel nach oben und ging sogar mit einem Aufschlag von fast 25 Prozent aus dem Handel. Nach Börsenschluss wurde aus den Spekulationen Gewissheit: BBVA bestätigte, mit Sabadell unter anderem über ein Zusammengehen zu sprechen.

Der US-Konzern PNC hat das nötige Geld für die Übernahme des BBVA-Geschäfts locker, nachdem er sich im Mai von seiner Beteiligung an dem Finanzinvestor Blackrock getrennt hat. Die Amerikaner wollen die Übernahme in bar bezahlen und Mitte kommenden Jahres umsetzen. Anschließend werde PNC in 29 der 30 größten US-Märkte vertreten sein, hieß es. Der Kaufpreis ist den Angaben zufolge fix.

BBVA-Chef Carlos Torres Vila sieht in dem geplanten Verkauf des US-Geschäfts Vorteile für alle Seiten. Er will das Geld unter anderem in den Ausbau des Geschäfts stecken. Zudem bekomme die Bank durch das gestärkte Kapitalpolster mehr mehr Spielraum für Kreditvergaben, um die Wirtschaft in der Corona-Krise zu unterstützen. Auch die BBVA-Aktionäre sollen von dem Geldfluss profitieren. So fasst die Bank den Rückkauf eigener Aktien im großen Stil ins Auge.

Der Verkauf des US-Geschäfts bringt BBVA fast die Hälfte ihres Börsenwerts ein - und offenbar deutlich mehr als von Branchenexperten erwartet. Der Bank zufolge hatten Analysten den Wert der Sparte im Schnitt auf knapp vier Milliarden Euro geschätzt. Mit fast 10 Milliarden Euro sei der Kaufpreis fast zwanzig Mal so hoch wie der Gewinn, den der Bereich im vergangenen Jahr erwirtschaftet habe. So hatte die US-Sparte im vergangenen Jahr nur rund zehn Prozent zum Gewinn der BBVA beigesteuert.

Von dem Verkauf verspricht sich Bank einen Sondergewinn von rund 580 Millionen Euro. Das Kapitalpolster sollte den Angaben zufolge dann um 8,5 Milliarden Euro wachsen. Umgerechnet auf die Kernkapitalquote bedeutet dies ein Plus von drei Prozentpunkten auf 14,5 Prozent./stw/zb/fba/he