BERLIN (dpa-AFX) - Der Großaktionär des Medienkonzerns Axel Springer, US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR), will für die noch im Streubesitz befindlichen Aktien etwas weniger zahlen als für seine früheren Ankäufe. Die Barabfindung für die Minderheitsaktionäre sei von KKR auf 60,24 Euro je Aktie festgelegt worden, teilte der Medienkonzern am Donnerstag in Berlin mit. Im Streubesitz befindet sich nur noch ein ganz kleiner Anteil: 0,9 Prozent. Bei früheren Ankäufen hatte der Investor noch 63 Euro je Aktie geboten.

Im Sommer war bekanntgeworden, dass KKR ein sogenanntes Squeeze-Out der Minderheitsaktionäre anstrebt. Dabei können Aktionäre, die den kleineren Streubesitz halten, gegen eine angemessene Barabfindung vom Großaktionär herausgedrängt werden. Der Springer-Konzern, der für seine journalistischen Marken "Bild" und "Welt" bekannt ist, war im vergangenen Jahr mit KKR eine strategische Partnerschaft eingegangen mit dem Ziel, noch schneller in den digitalen Geschäften zu wachsen. KKR hatte sich nach und nach rund 47,6 Prozent der Anteile gesichert - den Aktionären hatte der US-Investor 63 Euro je Aktie angeboten. Springer zog sich in diesem Jahr von der Börse zurück.

Die nächste ordentliche Hauptversammlung ist für den 26. November geplant. Dort soll ein Beschluss zu der angestrebten Übertragung der Aktien im Streubesitz gefasst werden. Dazu ist den Angaben des Konzerns zufolge erforderlich, dass KKR dort als Hauptaktionärin auftritt. Deshalb habe der Investor über seine Holdinggesellschaft Traviata B.V. auf Basis von Wertpapierdarlehen, unter anderem mit von Großaktionärin Friede Springer und Konzernchef Mathias Döpfner kontrollierten Gesellschaften, vorübergehend das Eigentum an weiteren rund 51,5 Prozent erworben, hieß es in der Mitteilung weiter.

"Unmittelbar nach Wirksamwerden des Squeeze-Out werden diese Aktien an die Darlehensgeber zurückübertragen." Die Traviata B.V. halte somit derzeit Aktien in Höhe von rund 99,1 Prozent des Grundkapitals der Axel Springer SE. Die Stimmrechte aus den rund 51,5 Prozent der Aktien übe sie nach Weisung des jeweiligen Darlehensgebers aus.

Die Aktionärsstruktur sieht - abgesehen von dem vorübergehenden Erwerb - im Grunde bislang so aus: Neben Großaktionär KKR (rund 47,6 Prozent) halten Großaktionärin Friede Springer und der Vorstandsvorsitzende Döpfner künftig jeweils rund 22 Prozent. Unlängst war dazu bekanntgeworden, dass Friede Springer Döpfner einen großen Teil ihrer Anteile am Unternehmen schenkt, zudem kauft er einen weiteren Teil ihrer Anteile. Daneben halten noch die Enkel des Verlagsgründers, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, 6 Prozent an dem Konzern mit mehr als 16 000 Mitarbeitern. Hinzu kommt noch der Streubesitz von 0,9 Prozent./rin/DP/men