(Neu: Management-Äußerungen aus der Telefonkonferenz mit Analysten zum Gesamtjahresziel im drittletzten Absatz, Kosten für Wartung in Pirdop im 4 Absatz)

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kupferkonzern Aurubis sieht sich trotz weiterhin niedriger Schwefelsäure-Preise sowie teils schwächeren Metallpreisen auf Kurs zu seinen Jahreszielen. Rückenwind liefern dabei gestiegene Raffinierlöhne für die Verarbeitung von Kupferkonzentraten und Recyclingmaterial sowie niedrigere Energiekosten. Hinzu kommt eine hohe Versicherungszahlung im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im Juli 2021 am Standort Stolberg. Analysten monierten die Gewinnentwicklung dennoch. Zudem bleibt die Spanne für das Gewinn-Jahresziel groß, die mittlere Analystenschätzung könnte verfehlt werden.

Die Aurubis-Aktie fiel bis zum Montagnachmittag um fast zehn Prozent auf 76,44 Euro und war damit der schwächste Wert im MDax. Damit sind die bisherigen Jahresgewinne dahin, nachdem das Papier Anfang Februar noch die Marke von 100 überwunden hatte.

Morgan-Stanley-Analyst Ioannis Masvoulas monierte die Gewinnentwicklung ein Stück weit. Die Versicherungszahlung herausgerechnet, dürfte die zugrundeliegende Entwicklung schlechter gewesen als allgemein erwartet. Für 2023 steht bei Aurubis nun noch ein Plus von rund drei Prozent auf dem Kurszettel, nachdem die Papiere bis Anfang Februar noch deutlich gestiegen waren und dabei sogar die Marke von 100 Euro überwunden hatten.

Aurubis-Chef Roland Harings kalkuliert für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr 2022/23 weiterhin mit einem operativen Vorsteuergewinn von 450 bis 550 Millionen Euro. Dem Unternehmen komme die Mobilitäts- und Energiewende zugute, was das Geschäft mit Gießwalzdraht antreibe, erklärt der Unternehmenslenker laut Mitteilung. Daher sei Aurubis auf Kurs, trotz des - zuvor geplanten - 40-tägigen Wartungsstillstandes im wichtigen Werk im bulgarischen Pirdop. Die Arbeiten hätten sich im Quartal mit rund 20 Millionen Euro auf das operative Vorsteuerergebnis niedergeschlagen.

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal erzielte das Unternehmen bei einem Umsatzrückgang um 17 Prozent auf 4,17 Milliarden Euro einen operativen Gewinn vor Steuern von 115 Millionen Euro. Das ist gut ein Fünftel mehr als vor einem Jahr und übertrifft die durchschnittliche Analystenschätzung dank Versicherungserstattungen von rund 15 Millionen Euro im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im Juli 2021 am Standort Stolberg ein klein wenig. Zugutekamen dem Unternehmen auch niedrigere Energiekosten. Der Umsatz hinkte der Konsensschätzung hinterher.

Unter dem Strich blieb in den Monaten April bis Juni mit 92 Millionen Euro gut ein Viertel mehr hängen als im Vorjahreszeitraum. Für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres ergibt sich ein operatives Vorsteuerergebnis von 406 Millionen Euro, bis zur Mitte der Jahreszielspanne von 450 bis 550 Millionen fehlen damit weniger als 100 Millionen Euro. Wie Harings in einer Telefonkonferenz mit Analysten erklärte, sei der Start ins Schlussquartal des Geschäftsjahres operativ gut gewesen und das Jahresziel dürfte "irgendwo" in der Mitte der Spanne erreicht werden. Analysten rechnen aktuell für 2022/23 mit 523 operativem Gewinn vor Steuern, was ein gutes Stück über der Mitte der Prognosebandbreite liegt.

Berücksichtigt im Jahresziel sind auch steigende Kosten für die Wachstumspläne der Hamburger. Wie bekannt wollen sie bis 2026 rund 1,1 Milliarden Euro in den USA, Bulgarien und Deutschland investieren. Den größten Gewinnbeitrag der aktuellen Wachstumsprojekte soll dann das Recycling-Werk in Richmond (USA) liefern, in dem die Produktion später im Jahr 2024 anlaufen soll. So boomt das Altmetall-Recycling in den USA.

Und auch das Batterie-Recycling, das in Zeiten der Elektromobilität immer wichtiger wird, rückt bei Aurubis in den Fokus, die Prüfung läuft. Eine Entscheidung dürfte aber erst mittelfristig fallen./mis/mne/zb/ngu