HAMBURG (awp international) - Der Kupferhersteller Aurubis will nach einem Gewinnsprung sein Ergebnis im neuen Geschäftsjahr 2017/18 trotz einiger Unsicherheiten stabil halten. "Wir erwarten ein Ergebnis auf etwa gleichem Niveau wie 2016/17", sagte Konzernchef Jürgen Schachler laut Mitteilung vom Mittwoch. Die Hamburger rechnen mit einer stabilen bis guten Nachfrage nach Kupferprodukten. Allerdings stünden noch keine Referenzpreise für Kupferschmelz- und Raffinierlöhne fest und der Markt für das Nebenprodukt der Produktion, Schwefelsäure, sei schwer prognostizierbar. Beides ist wichtig für die Ertragskraft des Konzerns. Ein Teil dieser Unsicherheiten soll etwa durch weitere Einsparungen abgefedert werden.

Im Geschäftsjahr 2016/17 profitierte Aurubis von einer höheren Kupferkonzentrat-Produktion, nachdem im Vorjahr dem Konzern noch ein Werksstillstand in Bulgarien zu schaffen gemacht hatte. Neben der wieder laufenden Produktion an dem Standort lieferten höhere Raffinierlöhne für Altkupfer, der stärkere US-Dollar sowie das Effizienzprogramm Rückenwind. Gleichzeitig litten aber die Preise für Schwefelsäure unter einem Überangebot. Der Konzernumsatz stieg dennoch um 17 Prozent auf 11,04 Milliarden Euro.

Beim Gewinn ging es noch deutlicher nach oben. Das operative Ergebnis vor Steuern stieg um 40 Prozent auf 298 Millionen Euro. Das war etwas mehr als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Unter dem Strich verdienten die Hamburger mit 352 Millionen Euro fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Daran sollen auch die Aktionäre beteiligt werden: Die Dividende soll um 20 Cent auf 1,45 Euro je Aktie steigen. Hier hatten sich Analysten im Mittel allerdings mehr ausgerechnet.

Auch der Gewinnausblick blieb hinter den Erwartungen zurück. Allerdings erscheine dieser angesichts der geplanten Effizienzmassnahmen konservativ, schrieb Analyst Eggert Kuls von Warburg Research in einer Studie. Der Aktienkurs gab im frühen Handel um fast zwei Prozent nach. Allerdings hatten sich die Papiere im bisherigen Jahresverlauf auch deutlich besser entwickelt als der Index der mittelgrossen Werte MDax .

Bei der Umsetzung der neuen, langfristigen Strategie will der Konzern nun nachlegen. "Es bedarf weiterer Anstrengungen, damit das Programm sein volles Potenzial in den kommenden Jahren entfalten kann", sagte Schachler. Geplant sind weitere Effizienzmassnahmen und Investitionen. Als Teil der Neuausrichtung wurde bereits zum Start des laufenden Geschäftsjahres im Oktober eine neue Organisationsstruktur eingeführt, die sich stärker an den Wertschöpfungsprozessen ausrichtet. Bei dem Zukunftsprogramm geht es auch um die Stärkung des Kupfergeschäfts sowie eine Ausweitung der Verarbeitung komplexer Rohstoffe.

Die Rohstoffbasis soll auf Materialien ausweitet werden, die Blei, Schwefel und Kupfer enthalten. Auch sollen Durchlaufzeiten von Edelmetallen verkürzt, Kapazitätsengpässe in Hamburg reduziert und neue Verkaufskanäle entwickelt und ausgebaut werden. So arbeitet Aurubis etwa mit der südkoreanischen LS Corp an einer Machbarkeitsstudie über den möglichen Bau einer Produktionsfabrik für batteriefähige Nickelsulfate. Aus Wachstumsmassnahmen allein wird eine nachhaltige Ergebnisverbesserung von 200 Millionen Euro ab dem Geschäftsjahr 2022/23 angestrebt.

Aurubis-Chef Schachler will den MDax-Konzern zudem durch einfachere Strukturen und verbesserte Prozesse voranbringen. Durch das bereits laufende Effizienzprogramm wird bis zum Geschäftsjahr 2019/20 eine Ergebnisverbesserungen von ebenfalls rund 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt. "Das finanzielle Gesamtziel unserer Strategie sind insgesamt zusätzliche 400 Millionen Euro beim operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bis zum Geschäftsjahr 2022/23", sagte Schachler.

Der mehr als 150 Jahre alte Konzern, an dem der Stahlkocher Salzgitter beteiligt ist, stellt mit rund 6500 Mitarbeitern reines Kupfer aus Kupfererz und Kupferschrott her und verarbeitet es weiter zu Blechen, Rohren und Kabeln für die Auto-, Elektro- und Bauindustrie./mis/mne/men