MÜNCHEN (dpa-AFX) - Klassisches Radio hat trotz des Booms neuer digitaler Audio-Angebote Branchenvertretern zufolge auch in Zukunft seinen Platz beim Publikum. Radio und Podcasts würden sich nicht gegenseitig kannibalisieren, sagte Schiwa Schlei, WDR-Programmchefin von 1Live und Cosmo beim Audiogipfel der Medientage München am Mittwoch. "Es wird ein schönes Nebeneinander geben."

Podcasts könnten der Radiobranche auch helfen, sich auf Wesentliches zu besinnen, wie Spontanität und Nahbarkeit, sagte Schlei. Es tue dem Radio gut, "sich mal wieder ein bisschen weiter zu entfernen von der zu strengen Formatisierung".

Der Geschäftsführer der Antenne Bayern Group, Felix Kovac, sagte, gerade die Corona-Krise habe die Stärke vieler Audio-Angebote gezeigt: "Corona war ein Booster für Podcast, war aber auch ein Booster für Radio."

Die Geschäftsführerin der Radiozentrale, Grit Leithäuser, mahnte zugleich ihre Branche angesichts der neuen Audio-Konkurrenz, sich nicht zurückzulehnen: "Du musst jeden Tag das Radio neu erfinden."

Neben den neuen Wettbewerbern wie Podcasts und Streamingdiensten setzen die aktuellen Krisen der Radiobranche zu. Privatsender finanzieren sich durch Werbeumsätze, die unter Druck sind. Zugleich müssen alle Sender technisch den Wandel von der einen Übertragung via UKW hin zu auch vielen neuen Wegen wie dem Digitalstandard DAB+ und Webradio vollziehen.

Wie viele andere Branchen stehen zudem auch Radiosender im Wettbewerb um guten Nachwuchs. "Fachkräftemangel ist insgesamt ein Problem in unserer Gesellschaft", sagte der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Thorsten Schmiege, der dpa. "Das geht auch nicht an der Medienbranche vorbei."

Der Chief Digital Officer (CDO) von RTL Radio Deutschland, Christian Schalt, zeigte sich aber zuversichtlich: "Es gibt ganz viele Menschen, die etwas erzählen wollen und sich davon auch nicht abbringen lassen", sagte er. Podcasts und die gesamte Digitalisierung im Audiobereich würden dabei sehr helfen, dass sich junge Leute einfach ausprobieren könnten./fd/DP/zb