Frankfurt (Reuters) - Der Pharmakonzern AstraZeneca erwartet dieses Jahr deutliches Wachstum, bekommt aber weniger Rückenwind vom Geschäft mit Corona-Produkten.

AstraZeneca rechnet 2022 mit einem Umsatzanstieg zu konstanten Wechselkursen im hohen Zehner-Prozentbereich, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz mit Covid-Produkten dürfte allerdings im unteren bis mittleren Zwanziger-Prozentbereich sinken. Dabei dürfte der erwartete Rückgang der Verkäufe des Covid-Impfstoffs Vaxzevria durch steigende Verkäufe des Corona-Antikörpermedikaments Evusheld teilweise ausgeglichen werden. AstraZeneca erwartet, dass ein Großteil des Impfstoffumsatzes in diesem Jahr voraussichtlich aus bestehenden Erstverträgen stammen wird.

Der Impfstoff von AstraZeneca ist eines von insgesamt fünf in der Europäischen Union zugelassenen Covid-19-Vakzinen. Seine Akzeptanz schwand aber in der Bevölkerung nach Meldungen seltener Fälle von Thrombosen. In Deutschland empfiehlt ihn die Ständige Impfkommission nur für über 60-Jährige. Die Bundesregierung entschied sich im Sommer, den größten Teil künftiger AstraZeneca Lieferungen an ärmere Länder zu spenden.Das Unternehmen hatte sich verpflichtet, während der Pandemie zunächst auf Profit durch das Vakzin zu verzichten, macht damit inzwischen aber einen kleinen Gewinn. Ärmere Länder sollen den Impfstoff weiter ohne Gewinnaufschlag erhalten. Eine starke Nachfrage nach dem Vakzin sieht AstraZeneca nach eigenen Angaben aus Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Asien.

Mit einem Umsatz von 3,9 Milliarden Dollar war der Impfstoff im vergangenen Jahr das zweitumsatzstärkste Produkt von AstraZeneca nach dem Lungenkrebsmittel Tagrisso, das über fünf Milliarden Dollar erzielte. Pfizer und Moderna prognostizieren für ihre Covid-Impfstoffe für 2022 einen Umsatz von etwa 32 Milliarden beziehungsweise 18,5 Milliarden Dollar. Noch ist der Impfstoff von AstraZeneca nicht in den USA zugelassen, der Konzern plant aber einen Zulassungsantrag im ersten Halbjahr - viel später als ursprünglich geplant.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von AstraZeneca um 41 Prozent auf insgesamt 37,4 Milliarden Dollar, zu konstanten Wechselkursen stand ein Plus von 38 Prozent zu Buche. "AstraZeneca hat seinen starken Wachstumskurs auch 2021 fortgesetzt", sagte Vorstandschef Pascal Soriot. Dabei profitierte das Unternehmen vor allem von starken Geschäften mit seinen Krebsmedikamenten. Der Kerngewinn je Aktie stieg währungsbereinigt um 37 Prozent auf 5,29 Dollar, 2022 wird ein Plus im mittleren bis hohen Zwanziger-Prozentbereich erwartet. Die Dividende soll erstmals seit zehn Jahren erhöht werden. AstraZeneca-Aktien legten um bis zu vier Prozent zu und führten damit zeitweilig den Londoner Leitindex an.