Frankfurt (Reuters) - Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca nur für unter 65-Jährige.

"Zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren liegen aktuell keine ausreichenden Daten vor", erklärte die Stiko am Robert-Koch-Institut in einem Entwurf, der am Donnerstag vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht wurde. Der Impfstoff werde deshalb derzeit nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen. Abgesehen von dieser Einschränkung werde das Vakzin als gleichermaßen geeignet angesehen wie die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Mit diesen beiden bereits zugelassenen Vakzinen werden ältere Menschen, die bei einer Corona-Infektion besonders gefährdet sind, in Deutschland schon geimpft. Für sie wurde keine Altersobergrenze genannt. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff hatte in der Europäischen Union eine bedingte Marktzulassung ab 16 Jahren erhalten, der von Moderna ab 18 Jahren. AstraZeneca hat für sein Präparat noch keine Zulassung in der EU. Die Genehmigung wird am Freitag erwartet. Von AstraZeneca war zu der Stiko-Empfehlung zunächst keine Stellungnahme erhältlich.

Der Pharmakonzern hatte am Montag Zeitungsberichte über eine geringere Wirksamkeit seines Impfstoffs bei älteren Menschen zurückgewiesen. Die englische Gesundheitsbehörde Public Health England erklärte am Donnerstag, der Impfstoff erzeuge eine "vielversprechende" Immunantwort bei älteren Menschen, auch wenn die Daten zum genauen Schutzniveau lückenhaft seien. Großbritannien hatte den AstraZeneca-Impfstoff als weltweit erstes Land Ende Dezember zugelassen. Dort werden damit auch ältere Menschen geimpft. Großbritannien konzentriert sich bei seiner Impfkampagne bisher auf ältere Menschen und Beschäftigte im Gesundheitswesen.

Die Hauptstudie von AstraZeneca in Großbritannien begann mit Tests an Erwachsenen, die nicht älter als 55 Jahre waren und konzentrierte sich zunächst auf medizinische und soziale Fachkräfte. Ältere Probanden wurden erst später in die Studie aufgenommen, so dass Daten zu Infektionen bei diesen erst später erfasst werden konnten.

Wissenschaftler der Universität Oxford, die den Impfstoff zusammen mit AstraZeneca entwickelt haben, hatten in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Anfang Dezember erklärt, dass die Wirksamkeitsdaten basierend auf Infektionen bei älteren Menschen immer noch begrenzt seien. Der Pharmakonzern und die Universität Oxford hatten aber diese Woche betont, dass eine Blutanalyse älterer Studienteilnehmer gezeigt habe, dass der Impfstoff eine starke Immunantwort hervorrufe.

Um das Vakzin ist unterdessen ein Streit zwischen der EU und AstraZeneca entbrannt, nachdem der Konzern Ende vergangener Woche einräumen musste, einräumen müssen, wegen Produktionsengpässen in einem Werk in Belgien die zugesagte Liefermenge bis Ende März nicht einhalten zu können. EU-Angaben zufolge wird die Zahl der Impfdosen dadurch im ersten Quartal mit 31 Millionen Stück rund 60 Prozent niedriger ausfallen als geplant. Die EU hatte sich im vergangenen August bis zu 400 Millionen Dosen des Mittels gesichert.