Astellas stößt damit in das Geschäft mit Gentherapien vor, das gegenwärtig als eines des heißesten Felder in der Pharmforschung gilt. Dafür greift das Unternehmen tief in die Tasche und will 60 Dollar je Audentes-Aktie zahlen, wie Astellas am Dienstag mitteilte. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Schlusskurs vom Montag von 28,61 Dollar je Aktie. Analyst Hidemaru Yamaguchi von der Citi Bank sagte, der Deal scheine auf den ersten Blick zwar teuer, für Astellas sei es aber ein positiver Schritt, da Audentes über führende Gentherapie-Technologien verfüge. Für Astellas ist es die zweitgrößte Übernahme in der Firmengeschichte nach dem Kauf von OSI Pharmaceuticals 2010 für 3,8 Milliarden Dollar.

Gentherapien zielen darauf ab, Krankheiten zu heilen, indem die fehlende oder defekte Version eines Gens in den Zellen eines Patienten durch ein intaktes Gen ersetzt wird. Sie haben das Potenzial, schwere Krankheiten mit einer einzigen Dosis zu heilen, was nach Einschätzung der Arzneimittelhersteller Preise von weit über eine Million Dollar pro Patient rechtfertigt. Gegenwärtig ist die Gentherapie Zolgensma des Schweizer Pharmariesen Novartis mit einem Listenpreis von 2,1 Millionen Dollar pro Einmaldosis die teuerste Arznei der Welt. Sie wird zur Behandlung der meist tödlich verlaufenden Erbkrankheit Spinale Muskelatrophie (SMA) bei Kleinkindern eingesetzt.

Das in der Entwicklung von Audentes am weitesten vorangeschrittene Medikament AT132 ist zur Behandlung einer seltenen genetisch bedingten neuromuskulären Störung gedacht, die zu extremer Muskelschwäche, Atemversagen und in einigen Fällen zum frühen Tod führt. Der Zulassungsantrag für dieses Mittel soll Mitte 2020 in den USA gestellt werden. Mit der Übernahme wird sich Astellas mit Gentherapien auf einen fünften Schwerpunkt konzentrieren, der die bestehenden Geschäfte in den Bereichen Regenerative Medizin, Immunonkologie, Immuntherapie und neuromuskuläre Medizin ergänzt.