Von Jacky Wong

PEKING (Dow Jones)--US-Präsident Joe Biden hat im Chip-Kampf mit China einen wichtigen Etappensieg für sich verbucht. Seine erfolgreichen Bemühungen, Japan und die Niederlande für Exportbeschränkungen im Chipsektor nach China zu gewinnen, sind ein Sieg auf ganzer Linie für die US-Diplomatie. Doch um die Strategie aufrechtzuerhalten, ist noch viel Arbeit nötig.

Japan und die Niederlande sind nun bereit, sich den USA anzuschließen und die Ausfuhr von hochentwickelten Chip-Produktionsanlagen nach China zu beschränken. Die drei Länder sind führend in der Herstellung von Ausrüstungen für moderne Halbleiter, so dass der Plan es China schwerer machen könnte, seine eigene Chipindustrie zu entwickeln.

Japan und die Niederlande beherrschen vor allem ein Herstellungsverfahren, das als Lithografie bezeichnet wird. Sie verwenden dazu Licht, um winzige Schaltkreise auf Siliziumwafer zu drucken. Der niederländische Hersteller ASML hat im Wesentlichen ein Monopol auf die Produktion von Geräten, die für das EUV-Verfahren (Extrem-Ultraviolett-Lithographie) benötigt werden, mit dem die modernsten Chips hergestellt werden. Das Unternehmen hat bereits die Lieferung von EUV-Maschinen nach China gestoppt.

Da die Regierung Biden jedoch schon im Oktober ihre Beschränkungen für Chips nach China ausgeweitet hat, müssen möglicherweise auch einige ältere niederländische und japanische Technologien eingeschränkt werden. Nur so können die US-Maßnahmen Wirkung entfalten und die US-Unternehmen nicht gezwungen sein, die Auswirkungen allein zu tragen. Das japanische Unternehmen Nikon konkurriert mit ASML bei der Lieferung von Teilen für ein technologisches Verfahren namens Deep Ultraviolet Lithography (DUV), das eine Stufe weniger fortschrittlich ist als EUV. Die aktuelle Vereinbarung wird japanische und niederländische Unternehmen wahrscheinlich daran hindern, zumindest einige Modelle von DUV-Maschinen zu liefern.


  Europäer und USA sind bei Subventionen des Weißen Hauses über Kreuz 

Das bisherige Schweigen der niederländischen und der japanischen Regierung zu den tatsächlichen Einzelheiten der Vereinbarung ist jedoch aufschlussreich. Beide Länder fürchten wahrscheinlich Rückschläge aus dem Reich der Mitte, das ein großer Abnehmer von Chipherstellungsmaschinen ist. Obwohl ASML seine EUV-Maschinen im Wert von 150 Millionen US-Dollar nicht nach China geliefert hat, entfielen 2022 rund 14 Prozent der Systemverkäufe von ASML auf dieses Land. Möglicherweise gibt es auch noch Meinungsverschiedenheiten mit den USA darüber, wie weit die Beschränkungen gehen sollen.

Die anfänglichen Auswirkungen werden sich wohl in Grenzen halten, auch wenn sie den Bau neuer Anlagen auf dem neuesten Stand der Technologie ernsthaft erschweren und auch für die Wartung einiger bestehender Teile eine Herausforderung bedeuten könnten. Doch im Gegensatz zu früheren einseitigen Vorstößen ist es den USA endlich gelungen, ihre Verbündeten davon zu überzeugen, ihre Strategie zur Eindämmung der chinesischen Chip-Ambitionen zu unterstützen. Das ist an sich schon bemerkenswert, zumal Europa und die USA in einen separaten Streit über die Subventionen der Biden-Regierung für grüne Technologien verwickelt sind.


  Stimmen für weitere Verschärfung mehren sich 

Und es könnten noch mehr Hebel in Bewegung gesetzt werden, wenn die USA und ihre Verbündeten sich darauf einigen, ihre Beschränkungen für China noch weiter zu verschärfen. Einige Analysten sind der Meinung, dass die derzeitigen Beschränkungen nicht weit genug gingen. Die Blockade der Lieferung neuer Werkzeuge nach China wird nicht ausreichen, da das Land seine vorhandenen Maschinen weiterhin verwenden kann, so Dylan Patel, Chefanalyst von Semianalysis, in einem Newsletter. Er schlägt vor, die Lieferungen von Fotolack, einem lichtempfindlichen Material zu begrenzen, das beispielsweise in der Lithografie verwendet wird. Japanische Unternehmen sind führend in der Herstellung dieses Materials. Das japanische Unternehmen Tokyo Electron ist die Nummer eins in der Herstellung von Geräten zur Beschichtung und Entwicklung von Fotolack auf Siliziumwafern.

Anstatt einen einseitigen technologischen Kalten Krieg mit China vom Zaun zu brechen, sind die USA tatsächlich gut beraten, ihre Verbündeten um Hilfe zu bitten. Diese jüngsten Beschränkungen werden Chinas Chipindustrie nicht vollständig lähmen, aber sie senden ein starkes Signal der Einigkeit der Verbündeten und könnten sich sogar als Vorbote weiterer Schritte entpuppen. Für Peking und Chinas Chip-Aspiranten ist das vielleicht der am stärksten beunruhigende Aspekt dieser jüngsten Volte.

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January 30, 2023 09:03 ET (14:03 GMT)