Zürich (awp) - Der Backwaren-Konzern Aryzta hat im dritten Quartal 2016/17 den jüngsten Umsatzschwund gestoppt. Ein Grossteil der positiven Entwicklung ist aber einem Sondereffekt geschuldet. Ausserdem warnt das Unternehmen vor einem anhaltenden Druck auf seine Margen. Die Gesellschaft gibt nach wie vor keine Guidance für das Gesamtjahr ab und lässt seine Investoren weiter im Trüben stochern. Entsprechend notieren die Titel im Minus.

Das irisch-schweizerische Unternehmen hat zwischen Februar und April 2017 den Umsatz um 2,7% auf 975,2 Mio EUR erhöht. Allein dank Währungseffekten (+2,7%) konnte Aryzta im dritten Quartal wachsen, Akquisitionen hatten keinen Effekt. Ohne die Wechselkurseinflüsse hätte der Umsatz stagniert, das organische Wachstum lag also bei 0,0%.

Nach der jüngsten Entwicklung stellt dies dennoch eine Überraschung dar, hatte doch in den vorangegangenen zwei Quartalen das organische Wachstum noch klar im Minus gelegen (Q1 -1,2%; Q2 -2,0%). Auch Analysten waren im Vorfeld davon ausgegangen, dass der Konzern organisch weiter geschrumpft ist.

VERLUST VON COOP-AUFTRAG HAT NOCH KEINE SPUREN HINTERLASSEN

Gut lief das Geschäft in Europa, wo der Umsatz trotz negativer Effekte infolge des Brexit, steigender Rohstoffpreise und der Währungsentwicklung um 3,9% auf 436,9 Mio EUR stieg. Organisch betrug das Wachstum 4,3%. Dem Unternehmen gelang es, die Volumen (+1,3%) wieder zu steigern und auch der Preis/Mix war positiv (+3,0%). "Wir haben in Europa durchs Band eine positive Nachfrage verzeichnet", sagte Paul Meade, Communications Officer, anlässlich einer Telefonkonferenz am Dienstag.

Mead verhehlte aber auch nicht, dass das Ergebnis dieser Region durch einen temporären Faktor geschönt wurde. So habe sich der Verlust des Coop-Auftrags in der Schweiz nochmals verspätet, mit der Konsequenz, dass die negativen Effekte halt erst im vierten Quartal und 2018 anfallen werden.

Schwieriger als ursprünglich gedacht gestalten sich offenbar auch die Kapazitätsanpassungen in Deutschland. Für die Optimierungen würden signifikant mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ursprünglich angenommen, erklärte Meade.

In Nordamerika, wo der Umsatz 0,1% auf 473,7 Mio stieg, musste die Gesellschaft einen starken Volumenrückgang (-6,7%) hinnehmen, Dieser konnte durch den Preis/Mix (+2,4%) nicht ausgeglichen werden konnte. Organisch schrumpfte Aryzta um 4,3%, was durch positive Währungseffekte (+4,4%) kompensiert wurde.

In Nordamerika sehe sich die Gesellschaft weiterhin mit rückläufigen Umsätzen konfrontiert aufgrund von Volumenverlusten im Rahmen von verlorenen Vertragserneuerungen, sagte Meade. Ausserdem stehe die Gesellschaft vor der Herausforderungen, die steigenden Löhne durch Preisanpassungen wett zu machen. Ob dies gelinge, sei noch offen.

HSBC SOLL ALTERNATIVEN FÜR PICARD ENTWICKLEN

Für das Gesamtjahr macht das Unternehmen weiter keine Prognose. Angesichts des Umbaus der Unternehmensführung befinde sich der Verwaltungsrat nicht in der Lage, eine Guidance abzugeben, wiederholte Meade bereits früher gemachte Aussagen. Er ergänzte lediglich, dass die Generierung von Cashflow weiterhin zu den Schlüssel-Prioritäten des Unternehmen gehöre.

Im weiteren hat der Verwaltungsrat HSBC als Berater beigezogen um Alternativlösungen für die 49%-Beteiligung am französischen Tiefkühlproduktehersteller Picard zu evaluieren. Aryzta hatte die Beteiligung Mitte Februar zur Disposition gestellt.

Im Markt wurde das Drittquartalsergebnis von Aryzta negativ aufgenommen. Die Aktien verlieren bis gegen 12 Uhr 3,4% auf 32,79 CHF, während der Gesamtmarkt (SMI) 0,51% tiefer steht.

Zwar werten es Analysten als positiv, dass es dem Unternehmen gelungen ist, in dieser Zwischenphase den Umsatz stabil zu halten. Moniert wird allerdings, dass die Gewinnsituation des Unternehmens mangels eines Ausblicks und angesichts der Erwähnung des anhaltenden Margendrucks weiter schwierig einschätzbar bleibe.

sig/ra