Zürich (awp) - Der Tiefkühlgipfeli-Bäcker Aryzta ist von der Coronakrise tiefer in die Verlustzone gedrückt worden. Unter dem Strich schreibt das Unternehmen im Geschäftsjahr 2019/20 einen Verlust von über einer Milliarde Euro. Und das Unternehmen stellt sich auf eine holprige Erholung ein. Der Verwaltungsrat unter seinem neuen Präsidenten Urs Jordi will weiter alle Optionen für Aryzta prüfen - auch einen Verkauf.

Die Coronakrise hat bei Aryzta die Einnahmen einbrechen lassen. Der Umsatz schrumpfte im Ende Juli abgeschlossenen Geschäftsjahr 2019/20 um rund 13 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, wie Aryzta am Dienstag mitteilte. Zukäufe und Währungseffekte ausgeklammert betrug das Minus 11,6 Prozent. Das ist keine Überraschung, nachdem Aryzta für das Schlussquartal bereits monatliche Umsatzupdates geliefert hatte.

EBITDA sinkt um 15 Prozent

Die Krise schlug auch auf den Betriebsgewinn durch. Der um Wertberichtigungen und Restrukturierungskosten bereinigte Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA sank um rund 15 Prozent auf 260 Millionen Euro. Allerdings schnitt Aryzta damit besser ab als befürchtet: Analysten hatten im Schnitt mit 223,7 Millionen Euro gerechnet.

Das nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS ausgewiesene operative Ergebnis verringerte sich auf -774 Millionen Euro von +5 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich stand nach IFRS ein Verlust von 1,1 Milliarden Euro zu Buche, nach einem Verlust von 29 Millionen Euro im Vorjahr.

Ursprünglich hätte Aryzta den Betriebsgewinn steigern wollen. Doch schon bald nach Ausbruch der Coronakrise wurde klar, dass dieses Ziel wegen der Pandemie nicht mehr erreicht werden kann. Der Backwarenkonzern steckt schon seit Jahren im Umbau. Doch schon vor der Krise zeigte sich, dass der angestrebte Turnaround länger dauert als gehofft.

Holprige Erholung

Nun soll es eine neue Führungsspitze im Verwaltung richten: An der ausserordentlichen Generalversammlung Mitte September hat sich eine Investorengruppe mit ihren Wunschkandidaten durchgesetzt. Neuer Präsident ist Ex-Hiestand-Chef Urs Jordi. Zudem nehmen auch die Branchenspezialisten Armin Bieri und Heiner Kamps neu Einsitz im Verwaltungsrat.

Jordi will nun alle verfügbaren strategischen Optionen prüfen, wie er in der Mitteilung sagte. Der Verwaltungsrat werde weiterhin alle unaufgefordert erhaltenen Bekundungen von Übernahmeinteressen prüfen. Jordi hatte sich bislang immer strikt gegen einen Verkauf von Aryzta ausgesprochen, aber zugesagt, etwaige Angebote zu prüfen. "Ich bin überzeugt, dass Aryzta grosses Potenzial hat und wir werden alles tun, um das Unternehmen auf die Erfolgsstrasse zurückzuführen", liess er sich zitieren.

Für das neue Jahr gibt Aryzta aufgrund der hohen Unsicherheit im Zusammenhang mit der Pandemie keine Prognose ab. Covid-19 werde aber einen materiellen Effekt auf den bereinigten EBITDA des kommenden Geschäftsjahres haben. Aryzta erwartet weiterhin eine holprige Erholung über die kommenden Monate.

tt/rw