Zürich (awp) - Der Chef des Backwarenkonzerns Aryzta, Urs Jordi, sieht das neu aufgestellte Unternehmen gut auf Kurs. Das Geld, das durch die Rückzahlung der Hybridanleihe und dadurch wegfallender Zinszahlungen eingespart wird, steckt Aryzta in die Sanierung der Bilanz.

"Wenn uns das bis 2025 gelingt, können wir auch wieder an eine Dividende denken", sagt Jordi im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (Ausgabe vom Samstag). Dass die frei werdenden Mittel fast vollständig für die Bilanzsanierung verwendet werden können, hat laut Jordi damit zu tun, dass "in den letzten Jahren überraschenderweise fast zu viel investiert" worden sei. Darum seien Investitionen aktuell nicht notwendig. Die Fabriken befänden sich in sehr gutem Zustand und man verfüge über ausreichende Kapazitäten.

Dafür hat Aryzta gemäss Jordi an anderen Fronten zu kämpfen. "Wir bezahlen beispielsweise für Gas das Dreifache und für Strom das Doppelte wie vor Covid", sagt er. In Zeiten inflationärer Tendenzen sei es ausserdem schwierig, die angepeilten Margenziele zu erreichen. "Aber das inflationäre Umfeld ist für alle gleich, und die Auswirkungen sind so signifikant, dass kein Weg an Preiserhöhungen vorbeiführt."

Auch verschiedene Agrarrohstoffe seien deutlich teurer geworden, so etwa der Butterpreis und auch das Mehl. Knapp seien die Rohstoffe indessen noch nicht. Aryzta ist beim Weizen laut Jordi nicht auf Lieferungen aus der Ukraine oder aus Russland angewiesen. Wenn die Bauern in der Ukraine allerdings kommenden Winter nicht ansähen könnten, würden auf dem Weltmarkt 30 Prozent des Weizens fehlen. "Und das würde die Preise weiter nach oben treiben", so Jordi. Eine Erholung sei dann zu erwarten, wenn die Schiffe wieder kontrolliert aus dem Hafen von Odessa auslaufen könnten.

Steht als CEO weiter zur Verfügung

Nach seiner Doppelrolle als CEO und Verwaltungsratspräsident gefragt, räumt Jordi ein, dass dies in den ESG-Ranglisten Punkte kostet. "Stattdessen punkten wir in anderen Bereichen. Über 80 Prozent unseres Treibhausgas-Fussabdrucks kaufen wir ein", erklärt er. Deshalb nehme Aryzta entlang der Wertschöpfungskette Einfluss.

Dass Jordi überhaupt noch CEO ist, war eigentlich nicht vorgesehen. Er trat als Interims-CEO dem Unternehmen bei und wollte ursprünglich nur bis in diesem Sommer auf seinem Posten bleiben. Aber er sagt: "In Zeiten hoher Inflation und vieler neuartiger Tendenzen sind Konstanz und Sicherheit besonders wichtig." Deshalb stehe er weiterhin als CEO zur Verfügung. Längerfristig würde er allerdings eine interne Nachfolge begrüssen, so Jordi.

In der Summe gibt sich Jordi zufrieden mit der Entwicklung seit seinem Antritt. Es gebe aber noch verbesserungswürdige Punkte. "Wir möchten mehr, bessere und schnellere Innovationen. Dafür braucht es aber eine Mentalität, die wir zuerst vermitteln mussten." Zudem sei mit den unterbrochenen Lieferketten, der Inflation und der Erhöhung der Zinsen aber auch viel Unvorhergesehenes auf Aryzta zugekommen, sagt er.

tv/uh