Zürich (awp) - Die Aktien des Backwarenkonzerns Aryzta haben am Donnerstag-Nachmittag nach Bekanntgabe des Verkaufs einer Problem-Tochter zwar kurzfristig zu einem Kurssprung angesetzt, konnten das Niveau aber nicht halten. Und am Freitag büsst die in den letzten Monaten und Jahren arg gebeutelte Aktie bereits wieder an Terrain ein.

Am Freitag gegen 10.15 Uhr notiert das Papier bei mässigen Volumen 0,6% tiefer bei 25,48 CHF (SPI: -0,5%). Am Vortag kurz nach 14 Uhr war das Papier hochgeschossen und legte phasenweise fast 6% zu, am Schluss waren es dann noch +2,2%. Im bisherigen Jahresverlauf fällt das Papier aber fast um ein Drittel zurück, wobei ein Grossteil des Verlustes auf eine (weitere) Gewinnwarnung am 25. Januar zurückführen war.

Hintergrund des Kurssprungs am Vortag mitten während des hiesigen Handels war die Meldung über den Verkauf der US-Tochter "Cloverhill". Die Fabriken in Chicago inklusive der Marken "Cloverhill" und "Big Texas" werden an Hostess Brands veräussert, die Fabrik in Cicero geht Bimbo Bakeries. Angaben zum Verkaufspreis, Auswirkungen auf die Bilanz oder Mittelfluss wurden nicht gegeben.

Wie die Aktienkursentwicklung zeigt, wurden die News anfänglich sehr wohlwollend bewertet. Positiv sei, dass ein Verkauf jetzt offensichtlich tatsächlich geklappt habe und Aryzta die verlustbringende Tochter ab ca. Februar nicht mehr konsolidieren müsse, schreibt ZKB-Analyst Patrick Schwendimann in einem Kommentar vom Freitag.

"ERSCHRECKEND TIEFER PREIS"

Nach einer gewissen Zeit stiessen Marktteilnehmer dann aber doch auf den Preis, zumindest auf einen Teil davon, was den Aktienkurs dann wieder drückte. Der Käufer Hostess Brands hatte den Preis nämlich für den Kauf seines Teils in einer Fussnote der Eingabe an die US-Börsenaufsicht SEC aufgeführt. Es war mit 25 Mio USD (inkl. 10 Mio für Lager) "ein erschreckend tiefer Preis", wie der ZKB-Analyst meinte. Er geht davon aus, dass Aryzta für beide Teile rund 50 Mio USD erhalten wird.

Gemäss seinen Schätzungen bezahlte Aryzta für Cloverhill 2014 rund 500 Mio EUR bei einem damaligen Umsatz von geschätzt rund 275 Mio. Heute dürfte dieser nur noch rund EUR 140 Mio betragen. Analyst Schwendimann ging in seiner letzten Schätzung noch von einem Verkaufspreis von rund 100 Mio EUR aus, was er nun deutlich nach unten revidieren muss. Von der Wertberichtigung von rund 460 Mio EUR (500 Mio - 40 Mio) sei zumindest ein Teil schon in der Wertberichtigung vom Geschäftsjahr 2016/17 enthalten. Aryzta hatte damals für Nordamerika rund 500 Mio EUR abgeschrieben.

Weiter führt der Analyst an, dass Aryzta für die vor einigen Wochen bekannt gewordene Klage des US-Kuchenherstellers McKee gegen "Cloverhill" (im Zusammenhang mit Lieferschwierigkeiten) weiterhin haften müsse.

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