FRANKFURT (dpa-AFX) - Am großen Verfallstag an den Terminbörsen hat sich der Dax von der Verkaufswelle am Vortag etwas erholt. Er stieg am Freitagnachmittag um 1,31 Prozent auf 13 209 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies aber ein Minus von vier Prozent, seit dem Zwischenhoch am Pfingstmontag summieren sich die Verluste für den deutschen Leitindex sogar auf gut zehn Prozent. Viel mehr als einen Stabilisierungsversuch im Abwärtstrend sehen Experten daher vorerst nicht.

Der MDax zog am Freitag um 1,85 Prozent auf 27 230 Zähler an. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,4 Prozent.

Bereits verfallen sind die Index-Optionen und -Futures von EuroStoxx 50 und Stoxx 50 an der Eurex, ebenso die Futures und Optionen auf den Dax und den MDax. Gegen Handelsschluss laufen noch die Optionen und Futures auf die einzelnen Aktien aus, sodass mit weiteren Kursschwankungen zu rechnen ist.

Hohe Inflation und steigende Zinsen bleiben am Markt die dominierenden Themen und schüren bei Investoren die Angst vor einer Rezession. Die überraschend deutliche Zinserhöhung in der Schweiz hatte die Kurse am Vortag stark belastet.

Auch die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland spielt zunehmend eine Rolle. Das Szenario eines Lieferstopps von russischem Gas scheine jetzt immer wahrscheinlicher zu werden, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Es könnte eine sofortige Rezession in Deutschland auslösen.

Eine Kreise-Meldung über eine mögliche Übernahme der niederländischen ABN Amro durch die französische BNP Paribas trieb Bankenwerte europaweit an. Im Dax legten Deutsche Bank um 2,3 Prozent zu.

Die tags zuvor sehr schwachen Papiere des Versorgers Eon stabilisierten sich mit plus 3,8 Prozent. Hilfreich dabei war eine Hochstufung von "Neutral" auf "Buy" durch Goldman Sachs.

Volkswagen steckt wegen Problemen mit der Chipversorgung und Corona-Beschränkungen weiter in einem Tief bei den Verkaufszahlen. Die Vorzugsaktien des Autobauers notierten am Nachmittag kaum verändert und hinkten dem Dax hinterher. Porsche SE gaben um 0,6 Prozent nach.

Delivery Hero gewannen an ihrem letzten Tag im Dax an der Index-Spitze sieben Prozent. Von Montag an werden sie im MDax notiert. Die Titel des Essenslieferdienstes waren im ersten Coronajahr als einer der Pandemiegewinner kaum zu bremsen und im Sommer 2020 als Ersatz für den Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga aufgestiegen. Nach stärkeren Kursschwankungen 2021 ging es 2022 steil bergab. Seit Jahresbeginn haben sie rund zwei Drittel verloren.

Thyssenkrupp legt den Börsengang seiner Wasserstofftochter Nucera angesichts des aktuellen Marktumfelds auf Eis. Die Papiere büßten 1,4 Prozent ein.

Die im Zuge der Zinswende zuletzt besonders schwachen Immobilienwerte legten zu. Vonovia gewannen 3,4 Prozent. Aroundtown, Deutsche Wohnen und Grand City Properties verteuerten sich um bis zu sieben Prozent, wobei Grand City eine Kaufempfehlung der Societe Generale beflügelte.

Der Euro kostete am Nachmittag 1,0487 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf genau 1,04 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,72 Prozent am Vortag auf 1,57 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,74 Prozent auf 131,43 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,54 Prozent auf 144,43 Punkte./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---