Los Angeles (Reuters) - Dank der Beliebtheit der Serie "Stranger Things" hat der weltgrößte Streaming-Dienst Netflix weniger Kunden verloren als befürchtet.

Die neuen Folgen der Serie, der meistgesehenen englischsprachigen Serie in der Netflix-Geschichte, hätten dazu beigetragen, weiteren Kundenschwund zu verhindern, sagte Netflix-Chef Reed Hastings in einem Interview auf YouTube. Angesichts der fallenden Kundenzahlen halte sich seine Begeisterung jedoch in Grenzen. Aber: "Mit Blick auf die Zukunft funktioniert Streaming überall. ... Wir sind sehr optimistisch in Bezug auf Streaming."

Der Konkurrent von Streamingdiensten von Konzernen wie Walt Disney, Warner Bros Discovery und Apple verlor im abgelaufenen Quartal nicht einmal halb so viele Abonnenten wie vom Management befürchtet. Von April bis Juni sank die Zahl um 970.000. Im April hatte Netflix noch befürchtet, in dem Quartal würden zwei Millionen Kunden abspringen. Das hatte Fragen zu den langfristigen Wachstumsaussichten aufgeworfen. Der Umsatz stieg im Quartal um neun Prozent auf 7,97 Milliarden Dollar. Ohne den starken Dollar hätte das Plus 13 Prozent betragen. Der Gewinn je Aktie erreichte 3,20 Dollar und übertraf damit die Analystenschätzungen von 2,94 Dollar.

Die Netflix-Aktie, die in diesem Jahr fast zwei Drittel an Wert eingebüßt hat, legte nachbörslich knapp zehn Prozent zu.

NEUKUNDENERWARTUNGEN HINTER DEN ANALYSTENSCHÄTZUNGEN

Hastings kündigte für das seit Juli laufende Quartal einen Neukundenzuwachs von einer Million an; Analysten hatten mit 1,84 Millionen allerdings mehr erwartet. In einem Brief an die Aktionäre hieß es: "Unsere Herausforderung und Chance besteht darin, unser Umsatz- und Mitgliederwachstum zu beschleunigen, indem wir unser Produkt, unsere Inhalte und unser Marketing so weiter verbessern, wie wir es in den letzten 25 Jahren getan haben, und besser von unserem großen Publikum zu profitieren."

Netflix bleibt mit fast 221 Millionen zahlenden Abonnenten weltweit der dominierende Streaming-Dienst. Er hatte zum Jahresauftakt allerdings zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt einen Rückgang der Kundenzahl hinnehmen müssen. Ursachen dafür waren unter anderem der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und der scharfe Wettbewerb. In der Corona-Pandemie mit Lockdowns und Ausgehverboten hatte die Nachfrage geboomt. Nun schaut sich der US-Konzern nach neuen Einnahmen um und setzt dabei auf werbefinanzierte Abos. Vergangene Woche gab er bekannt, Microsoft als Technik- und Vertriebspartner dafür ausgewählt zu haben. Zudem fährt der Streaming-Pionier einen Sparkurs und entlässt im Zuge dessen mit 300 Mitarbeitern rund vier Prozent der Belegschaft.