Auch 20 Jahre nach der Einführung einer gemeinsamen Währung gebe es immer noch kein europäisches Netzwerk für Kartenzahlungen, kritisierte EZB-Direktor Benoit Coeure am Dienstag in Brüssel. Unternehmen seien hier nicht in der Lage oder willens gewesen paneuropäisch zu handeln. "In diesem Umfeld gibt es klare Anzeichen dafür, dass Europa in Gefahr ist, seinen wirtschaftlichen Vorsprung zu verlieren," warnte der Franzose. So gebe es in zehn europäischen Ländern nationale Systeme, die keine Karten von anderen EU-Ländern akzeptierten.

Europas Banken ist es bislang nicht gelungen, auf dem Feld der Kartenzahlungen eine konkurrenzfähige Alternative zu den großen US-Kreditkartenanbietern Mastercard und Visa, zu entwickeln. Coeure zufolge wurden Ende 2016 bei mehr als zwei Drittel aller Nicht-Barzahlungen internationale Karten genutzt. Zudem ist das Geschäft mit Bezahldiensten durch den digitalen Wandel stark im Umbruch. Denn den Finanzinstituten erwächst inzwischen neue Konkurrenz durch mobile Bezahldienste wie Google Pay oder Apple Pay. In vielen Ländern zählt das Bezahlen mit dem Smartphone bereits zum Alltag.

Durch Abhängigkeit von internationalen Anbietern werde der Währungsraum anfälliger für Störungen von außen, wie etwa Cyber-Risiken, warnte Coeure. Unternehmen mit globaler Marktmacht würden zudem nicht notwendigerweise auch im besten Interesse Europas handeln. Auch die Bundesbank fordert schon seit einiger Zeit mehr europäische Anstrengungen im Zahlungsverkehr.