Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Die Chiphersteller, die Apple beliefern, sollten mittlerweile verstanden haben, dass dieses Geschäft immer zeitlich begrenzt war. Das heißt aber nicht, dass es nutzlos war. Der Chip-Riese Intel ist nur das jüngste Beispiel dafür: So mussten die Intel-Chips in einigen Mac-PCs schließlich weichen, weil Apple selbst entwickelte Prozessoren in den Geräten verbaute. Qualcomm könnte das nächste Unternehmen auf dem Schafott sein.

Apples Senior Vice President für den Bereich Hardware Technologien, Johny Srouji, soll der Belegschaft in einer Firmenversammlung am Donnerstag gesagt haben, dass Apple an eigenen Modem-Chips arbeite, berichtete die Agentur Bloomberg. Modemchips sind Qualcomms größtes Geschäft mit Apple, wobei die beiden Unternehmen ihre Beziehung nach einem bitteren, mehrjährigen Rechtsstreit vor kurzem wieder aufgenommen haben. Die Nachricht ließ den Aktienkurs von Qualcomm am Freitagmorgen um 7 Prozent sinken und drückte auch die Kurse von Broadcom, Qorvo und Skyworks. Alle liefern Hochfrequenz- oder RF-Komponenten, die im iPhone verwendet werden.

Der Analyst Atif Malik von Citi schätzt, dass Apple nach der Entwicklung seines eigenen Modems wahrscheinlich darauf abziele, eigene RF-Chips zu entwickeln, weil diese beiden Komponenten eng zusammenarbeiten müssen.

Aber selbst für Qualcomm liegt die Aussicht, als Apple-Lieferant überflüssig zu werden, noch in weiter Ferne. Nach Aussage von Srouji hat Apple das Modem-Unterfangen erst in diesem Jahr begonnen, und der Manager beschreibt dies als eine "langfristige strategische Investition". Die Vereinbarung, die Apple und Qualcomm im letzten Jahr getroffen haben, beinhaltet ein sechsjähriges Lizenzabkommen und eine mehrjährige Chip-Liefervereinbarung.


   Qualcomm hat Trümpfe in der Hand 

Qualcomms starker Vorsprung in der 5G-Technologie war ein maßgeblicher Grund für die Einigung zwischen den beiden Unternehmen. Und das ist kein Feld, in dem Apple mal schnell aufholen kann. Tim Arcuri von UBS merkte am Freitag an, dass eine "breite Verbreitung eines eigenen Modems" von Seiten Apples wahrscheinlich mehr Expertise in der Hochfrequenztechnologie erfordern würde, die das Unternehmen möglicherweise durch Fusionen und Übernahmen erwerben müsste. Aber Apple gilt als ehrgeizig und hat genügend Geld. Zudem wollen die Kalifornier so viel von ihren Schlüsseltechnologien kontrollieren, wie es geht.

Das ist ein Risiko für jedes Chip-Unternehmen, das mit dem Tech-Giganten Geschäfte macht. Aber diese Bemühungen geschehen nicht über Nacht: Apple hat ein Jahrzehnt gebraucht, um einen konkurrenzfähigen PC-Chip auf den Markt zu bringen, nachdem es seine ersten eigenen zentralen Prozessoren für das iPhone gebaut hatte. In der Zwischenzeit gibt es noch eine Menge zu tun, und Chiphersteller, die ihre Technologie auf dem neuesten Stand halten, können ihre Position noch länger behaupten. Denn selbst Apple kann nicht alles.

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December 14, 2020 08:10 ET (13:10 GMT)