Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Viele Fragen betreffen das Autoprojekt von Apple, aber eines wird immer klarer: Das Projekt wird nicht an einem Mangel an glaubwürdigen Produktionspartnern scheitern.

Nissan ist der jüngste Automobilhersteller, der seine Offenheit für einen Deal signalisiert hat. Da der technologische Wandel die Autoindustrie verändert, "müssen wir neue Initiativen ergreifen" und "mit Unternehmen zusammenarbeiten, die sich auskennen und über gute Erfahrungen verfügen, durch Partnerschaft und Zusammenarbeit", sagte CEO Makoto Uchida am Dienstag. Er antwortete damit auf die Frage nach seiner Bereitschaft, mit Apple zusammenzuarbeiten, auf einer Pressekonferenz zu den Quartalsergebnissen des japanischen Autoherstellers.

Spekulationen über die Rolle der etablierten Automobilindustrie in einem Apple-Autoprojekt haben sich verbreitet, seit Hyundai vergangenen Monat mitteilte, in Gesprächen mit dem iPhone-Hersteller zu sein. Seit Montag ist klar, dass die beiden Unternehmen bei diesem Projekt wohl nicht kooperieren werden. Aber die Hyundai-Aktie ist dieses Jahr immer noch um 23 Prozent gestiegen. Apple könnte sich nicht nur auf einen Zulieferer verlassen - und hat auch Gespräche mit japanischen Herstellern geführt, so ein Bericht der Zeitung Nikkei in der vergangenen Woche.


   Nissan der wahrscheinlichste Kandidat 

Die Nissan-Aktie hat sich in den vergangenen Tagen erholt. Die Quartalsergebnisse gaben wenig Anlass zur Aufregung: Der Turnaround des Unternehmens schreitet voran, dennoch wurden die Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr bis März mit Verweis auf die weltweite Halbleiterknappheit nach unten korrigiert. Dennoch ist Nissan unter den japanischen Herstellern "der wahrscheinlichste Kandidat, der sich in ernsthaften Gesprächen mit Apple befindet", so Aktienanalyst Mio Kato, der auf der Forschungsplattform Smartkarma veröffentlicht. Nachdem Nissan in den letzten Jahren in den USA übermäßig expandierte, gibt es nun freie Produktionskapazitäten.

Es ist viel zu früh für Investoren, um auf Aufträge von Apple für die Produktion eines neuen Fahrzeugs zu wetten. Anders als Smartphones sind Fahrzeuge absolut sicherheitskritisch. Die selbstfahrende Technologie - ein häufiges Merkmal in Berichten über Apples Autoprojekt - steckt noch in den Kinderschuhen. Die Renditen von Unternehmen, die an der Smartphone-Lieferkette beteiligt sind, waren ebenfalls sehr volatil. Wer Autoaktien allein wegen des Apple-Glanzes kauft, muss mit Enttäuschungen rechnen.


   Auto- und Techbranche nähern sich immer mehr an 

Dennoch ist die Bereitschaft der großen Autohersteller, sich Apple anzudienen, eine Beobachtung wert. Denn letztlich kommt damit zum Ausdruck, dass sich die Haltung der Branche gegenüber dem Silicon Valley gewandelt hat. Es ist noch gar nicht so lange her, da zögerten die Autohersteller, mit der Tech-Branche zusammenzuarbeiten, geschweige denn, Vertragshersteller für Tech-Marken zu werden.

Die Autokonzerne werden auch zunehmend mit Alphabet wärmer: Ford hat vergangene Woche eine Partnerschaft mit Google unterzeichnet, wonach die Google-Apps tiefer in die Fahrzeuge integriert werden sollen. Zudem stützt sich Ford auf die Stärke von Google bei der Datenanalyse.

Durch ihre großen Infotainment-Bildschirme werden mit dem Internet verbundene Elektrofahrzeuge neue Geschäftsmöglichkeiten und Herausforderungen mit sich bringen. Diese werden wahrscheinlich genauso viel mit dem Betrieb eines Smartphone-Imperiums zu tun haben wie mit dem Verkauf von Autos. Sowohl in Asien als auch in Detroit gewöhnen sich die Autohersteller mehr und mehr an die gemeinsame Nutzung der Straße.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.dom

DJG/DJN/kla/jhe

(END) Dow Jones Newswires

February 09, 2021 11:40 ET (16:40 GMT)