Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Sollte jemals ein Apple-Auto auf den Markt kommen, wäre das eine große Sache. Für den Hersteller, der das Auto letztlich zusammenbaut, könnte sich das aber als Problem erweisen.

Die Hyundai-Aktie stieg am Montag um 9 Prozent, nachdem eine koreanische Zeitung berichtet hatte, dass der Autobauer eine Vereinbarung mit Apple für ein autonom fahrendes Elektroauto unterschreiben will. Die Aktie hatte bereits am Freitag um 19 Prozent zugelegt, nachdem Hyundai über Gespräche mit dem iPhone-Hersteller in einem frühen Stadium berichtet hatte.

Apple hat 2014 begonnen, an einem Fahrzeug zu arbeiten. Doch das Projekt ging nur sporadisch voran, und der Konzern hat auch nur selten öffentlich dazu Stellung genommen. In einem Reuters-Bericht im Dezember hieß es, eine Markteinführung sei für 2024 angepeilt, was sehr ambitioniert wäre für ein Fahrzeug mit einem bedeutenden Automatisierungsgrad. Hyundai wäre wohl ein Produktionspartner, ähnlich der Rolle, die der taiwanische Elektronikgigant Foxconn bei der Herstellung des iPhones spielt.


   Auftragsfertigung ist margenschwaches Geschäft 

Bei all dem Glamour und potenziellem Produktionsvolumen, die es mit sich brächte, Teil eines Apple-Autos zu sein, ist der Anstieg des Hyundai-Marktwertes um knapp 15 Milliarden US-Dollar seit Handelsschluss am Donnerstag nur schwer zu rechtfertigen. Neben den Risiken, dass die Gespräche ohne Ergebnis enden oder dass jedes Projekt mehr Geld benötigen kann als ursprünglich erwartet, ist die Auftragsfertigung nicht gerade ein attraktives Geschäft.

Der kanadische Zulieferer Magna International, der auch als potenzieller Apple-Partner gilt, baut Fahrzeuge unter anderen Markennamen, etwa den Jaguar I-Pace, ein vollelektrisches SUV. Das ist nicht sonderlich profitabel. Die Sparte "Complete Vehicles" von Magna hat in den Jahren 2019 und 2018 operative Margen von 2,1 und 1,1 Prozent erzielt. Das war weniger als das Autoteilegeschäft.

Also warum bieten etablierte Autobauer nun an, Elektrofahrzeuge für potenzielle Rivalen herzustellen? Neben Hyundais Gesprächen mit Apple hat General Motors vergangenes Jahr vereinbart, einen elektrischen Pickup-Truck für das US-Start-up Nikola herzustellen. Teile des Deals wurden später wieder rückgängig gemacht, nachdem herauskam, dass Nikola-Gründer Trevor Milton bei der Technologie des Unternehmens etwas übertrieben hat.


   Neue Wettbewerber aus den USA und Ostasien 

Im Fall von GM war das Arrangement eine Möglichkeit, um die Kosten der Elektroauto-Technologie auf eine breitere Basis von Fahrzeugen zu verteilen, ob sie nun eine GM-Marke tragen oder nicht, und neue Wachstumsfelder zu erschließen. Der Hyundai-Konzern, der im Dezember seine eigene Elektroauto-Plattform vorgestellt hat, könnte bei seinen Gesprächen mit Apple eine ähnliche Rechnung aufstellen, was folgerichtig wäre. Beide Autobauer gelten als innovativ bei dem Thema, ihre Aktien sind zuletzt deutlich gestiegen und haben fast frühere Rekordstände erreicht.

Das Risiko ist, dass solche Deals den Aufstieg neuer Elektroauto-Marken ermöglichen, während die Rendite für etablierte Autofirmen noch unbefriedigender ausfallen dürfte als jene, die Magna derzeit für den Zusammenbau von Autos einfährt. Foxconn, dessen iPhone-Margen berüchtigt niedrig sind, hat im Oktober eine Automobilplattform gestartet, die das "Android für Elektrofahrzeuge" werden soll. Es ist nicht klar, wie tief der Konzern in das schwierige Geschäft des Autobaus einsteigen will, aber der Schritt unterstreicht das Risiko neuer margenschädigender Wettbewerber aus den Elektronik- und Batteriezentren Ostasiens.

Eine große Motivation zieht die Autoindustrie derzeit aus dem Tesla-Marktwert von 834 Milliarden US-Dollar. Will man diese Zahl rational erklären - und das ist eine Herausforderung - dann nur mit dem Wert der Marke und der Produktentwicklung. Das sind Bereiche, die kein Elektroauto-Start-up Outsourcen will. Für Autobauer könnte die Wachstumsstrategie des Andienens als Auftragsfertiger als Sackgasse erweisen, selbst mit einer so starken Marke wie Apple.

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January 11, 2021 09:21 ET (14:21 GMT)