NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem sich die Rekordjagd an der Wall Street zum Start in den Freitagshandel zunächst fortgesetzt hat, kommt es im weiteren Verlauf zu Gewinnmitnahmen. Der Dow-Jones-Index verliert gegen Mittag (Ortszeit New York) 0,6 Prozent auf 30.137 Punkte. Kurz nach der Eröffnung markierte er ein neues Allzeithoch bei 30.344 Punkten. Auch der S&P-500 und der Nasdaq-Composite kletterten auf neue Rekordstände. Der S&P-500 fällt nun um 0,5 Prozent, während der Nasdaq-Composite um 0,3 Prozent nachgibt.

Zwar hoffen die Anleger unverändert, dass sich die politischen Lager bald auf ein Konjunkturpaket einigen, doch wollen sie vor dem Wochenende kein Risiko eingehen, zumal die Verhandlungen nun wieder zu stocken scheinen, nachdem zuletzt von einer Annäherung gesprochen worden war. Mit den jüngsten Kursgewinnen hatten die Anleger auf eine baldige Einigung gesetzt. Doch mit dem enger werdenden Zeitfenster für einen Durchbruch kehrt wieder etwas Skepsis an den Markt zurück.

"Es zeigt sich eine klare Verschlechterung der US-Wirtschaft", sagt Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management. "Der Markt erwartet einen fiskalischen Stimulus. Es wird eine große Enttäuschung geben, wenn es keine Einigung gibt." Dazu kommen die weiter weltweit rasant steigenden Neuinfektionen. Bis die begonnenen Impfungen erste positive Auswirkungen zeigen, dürfte es noch eine Weile dauern.

Zudem hat die Regierung des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump noch einmal den Streit mit China verschärft. Die Semiconductor Manufacturing International Corp (SMIC) werde auf die schwarze Liste gesetzt, auf der bereits über 60 andere chinesische Institutionen stehen, teilte das US-Handelsministerium mit. SMIC soll der Zugang zu Hochtechnologie verwehrt werden, weil der Konzern angeblich über Verbindungen zum chinesischen Militär verfügt.

Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Grund für die erhöhte Volatilität ist der große Verfall am Freitag. Am sogenannten "Hexensabbat" verfallen Futures und Optionen auf Indizes und Einzelwerte.


   Leistungsbilanzdefizit in 3Q gestiegen 

Die Agenda der Konjunkturdaten ist übersichtlich. So ist das Defizit in der US-Leistungsbilanz im dritten Quartal 2020 kräftig gestiegen. Nach vorläufigen Berechnungen betrug es 178,5 Milliarden US-Dollar, nach 170,5 Milliarden im Vorquartal. Volkswirte hatten jedoch mit einem noch höheren Passivsaldo von 186,9 Milliarden Dollar gerechnet. Der Index der Frühindikatoren für November stieg um 0,6 Prozent zum Vormonat. Prognostiziert war ein Anstieg um 0,5 Prozent.

Enttäuschende Daten hatten den Markt zuletzt nicht belastet, da die Anleger auf eine kräftige Konjunkturerholung im kommenden Jahr setzen.


   Tesla ab Montag im S&P-500 

Für die Tesla-Aktie geht es an ihrem letzten Handelstag vor der Aufnahme in den S&P-500 um 1,4 Prozent aufwärts. Ab Montag werden die Titel des Elektroautoherstellers in dem renommierten Index vertreten sein. Dies könnte vorab zu größeren Umschichtungen, vor allem bei Index-Fonds, führen, so ein Teilnehmer. Da die Umschichtungen zudem am großen Verfall stattfänden, könnte die Volatilität zusätzlich steigen. Der Kurs von Apartment Investment and Management, die ihren Platz im S&P-500 für Tesla räumen müssen, fällt derweil um 2,2 Prozent.

Die Fedex-Aktie verliert 5,6 Prozent. Der Logistik-Konzern profitierte im zweiten Geschäftsquartal von der Corona-Pandemie und übertraf die Markterwartungen. Allerdings blieb Fedex eine konkrete Prognose für das laufende Quartal schuldig. Zudem verweisen Marktteilnehmer auf Gewinnmitnahmen.

Blackberry stürzen um 13,6 Prozent ab. Das Unternehmen setzte im dritten Quartal weniger um als ein Jahr zuvor und fuhr einen höheren Verlust ein. Bei Moderna geht es nach dem Kurssprung am Vortag um 2,5 Prozent nach unten. Wie kurz nach Handelsende bekannt geworden war, hat eine unabhängige Expertenkommission der US-Gesundheitsbehörde FDA empfohlen, den von Moderna entwickelten Covid-19-Impfstoff für den breiten Einsatz freizugeben. Eine Notfallzulassung könnte damit noch am Freitag erfolgen. Teilnehmer sprechen von Gewinnmitnahmen.


   Dollar mit leichter Erholung 

Nach den jüngsten Abgaben erholt sich der Dollar vor dem Wochenende leicht. Der Dollar-Index legt um 0,3 Prozent zu. Die Entwicklung bei den Neuinfektionen sorgt bei den Anlegern für erhöhte Vorsicht. Davon profitiert der als sicherer Hafen geltende Greenback.

Die Ölpreise bauen ihre jüngsten Gewinne aus. Weiterhin stützen die weltweit beginnenden Coronavirus-Impfungen und die dadurch steigende Hoffnung auf eine rasche konjunkturelle Erholung mit einer anziehenden Ölnachfrage. Die Preise für WTI und Brent könnten bereits die siebte Woche in Folge mit einem Plus abschließen, heißt es. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 1,3 Prozent auf 48,99 Dollar, für Brent geht es um 1,1 Prozent auf 52,07 Dollar nach oben.

Wenig Bewegung gibt es dagegen bei Gold und Anleihen. Das Edelmetall verteidigt die jüngsten Gewinne und könnte die dritte Handelswoche in Folge mit einem Plus beenden. Die Aussicht auf noch längere Zeit niedrige Zinsen stützt, heißt es. Zudem werde auf den Ausgang der Gespräche über ein neues Konjunkturpaket gewartet. Die Feinunze verliert 0,1 Prozent auf 1.884 Dollar. Die Rendite zehnjähriger Schuldtitel steht unverändert bei 0,94 Prozent.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                30.137,10      -0,55     -166,27       5,60 
S&P-500              3.702,43      -0,54      -20,05      14,60 
Nasdaq-Comp.        12.731,35      -0,26      -33,40      41,89 
Nasdaq-100          12.697,13      -0,43      -54,93      45,39 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         0,11      -1,2        0,12     -109,3 
5 Jahre         0,38      -0,3        0,38     -154,9 
7 Jahre         0,65       0,0        0,65     -159,5 
10 Jahre        0,94       0,0        0,94     -150,9 
30 Jahre        1,69       1,1        1,68     -137,6 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Fr, 8:48  Do, 17:04    % YTD 
EUR/USD                1,2235     -0,26%      1,2254     1,2243    +9,1% 
EUR/JPY                126,43     -0,05%      126,68     126,22    +3,7% 
EUR/CHF                1,0827     -0,18%      1,0836     1,0833    -0,3% 
EUR/GBP                0,9058     +0,31%      0,9051     0,9008    +7,0% 
USD/JPY                103,33     +0,21%      103,37     103,09    -5,0% 
GBP/USD                1,3508     -0,58%      1,3538     1,3591    +1,9% 
USD/CNH (Offshore)     6,5173     +0,04%      6,5264     6,5165    -6,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             22.733,25     -1,04%   23.048,20  23.266,00  +215,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               48,99      48,36       +1,3%       0,63   -12,6% 
Brent/ICE               52,07      51,50       +1,1%       0,57   -14,0% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.883,89   1.885,60       -0,1%      -1,71   +24,2% 
Silber (Spot)           25,86      26,13       -1,0%      -0,26   +44,9% 
Platin (Spot)        1.036,95   1.049,00       -1,1%     -12,05    +7,5% 
Kupfer-Future            3,62       3,60       +0,7%      +0,02   +28,1% 
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December 18, 2020 12:07 ET (17:07 GMT)