Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Der Chef der Brauerreigruppe Budweiser braucht das Trinkgeld seiner Kunden, um seine Hypothek abzubezahlen. Diese Woche hat Michel Doukeris den langjährigen CEO Carlos Brito als Chef der weltgrößten Brauerei Anheuser Busch InBev abgelöst. Da sich die Umsätze verbessern, erwarten Analysten, dass der Insider an der bestehenden Strategie des Unternehmens festhält, anstatt dramatische Kurs-Änderungen vorzunehmen. Allerdings bleibt die Herausforderung bestehen, die Konzernschulden angesichts der starken Rohstoffpreisinflation abzubauen.

Ein beschleunigtes Umsatzwachstums von AB InBev wird wichtig sein, wenn das Unternehmen sein Ziel erreichen will, die Verschuldung wieder auf das Zweifache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zu drücken. Die Nettoverschuldung von 83 Milliarden US-Dollar, ein Überbleibsel der SABMiller-Übernahme im Jahr 2016, liegt jetzt beim 4,8-Fachen. In der Vergangenheit verließ sich das Unternehmen auf Kostensynergien aus Deals, um den Gewinn zu steigern. Jetzt, da die Bilanz von AB InBev ausgereizt ist, muss das Unternehmen mit bestehenden Marken wachsen.


   Besser als erwartetes Erstquartal 

Ein Umsatzanstieg von 17 Prozent im ersten Quartal während die Analysten nur mit 9 Prozent gerechnet haben, war bereits ein gutes Zeichen. Von den großen börsennotierten Bierkonzernen, einschließlich Heineken und Constellation Brands, werden nur die Aktien von AB InBev immer noch unter ihrem Preis vor der Covid-19-Pandemie gehandelt. Der Aktienkurs fährt seit Jahren Achterbahn, was an den Sorgen um die Verschuldung und der schwachen Nachfrage nach Mainstream-Biermarken wie Budweiser im wichtigen US-Markt liegt.

Die Übernahme von SABMiller verschaffte dem Unternehmen zwar eine größere Präsenz in den Schwellenländern, hat sich aber noch nicht wirklich ausgezahlt. In den zehn Jahren vor dem Zusammenschluss erzielte die Aktie eine jährliche Gesamtrendite von 18 Prozent, aber in den Jahren danach lag die Rendite im Durchschnitt bei minus 8 Prozent. Eine unmittelbare Aufgabe für den neuen Chef ist es, die höheren Rohstoffkosten an die Verbraucher weiterzugeben. In den Vereinigten Staaten haben sich laut Bernstein die Verträge für die diesjährige Braugerstenernte um 10 Prozent binnen Jahresfrist verteuert. Und die abgesicherten Preise für Aluminium, das zur Herstellung von Bierdosen verwendet wird, könnten im Jahr 2022 um 30 Prozent steigen, wenn man die heutigen Spotpreise betrachtet. Doukeris hat gute Erfahrungen mit dem Verkauf von Premium-Bieren wie Michelob Ultra in den USA gemacht, wo es einfacher ist, die Preise zu erhöhen.


   Schmerzgrenze bei Preiserhöhungen 

Aber bei den Verbrauchern gibt es bei Preiserhöhungen Schmerzgrenzen. Ist diese erreicht, greifen viele auf günstigere Alternativen zurück. Währungsschwankungen sind ein weiteres potenzielles Problem. Rund 55 Prozent seiner Verbindlichkeiten besitzt AB InBev sind in US-Dollar, während 60 Prozent der Einnahmen aus volatilen Schwellenländerwährungen wie dem brasilianischen Real stammen. Dieses Ungleichgewicht hat das Unternehmen in der Vergangenheit gezwungen, die Dividende zu kürzen.

Hinzu kommt, dass die Verkaufsbeschränkungen von Aktien im Wert von rund 17 Prozent des Marktwerts von AB InBev in etwas mehr als drei Monaten aufgehoben wird. Der Großteil der Aktien befindet sich im Besitz des Marlboro-Zigarettenherstellers Altria, der bei der Übernahme von SABMiller ein Großaktionär war. Der Tabakriese akzeptierte eine Mischung aus Bargeld und Aktien des kombinierten Unternehmens als Bezahlung und stimmte zu, bis Oktober 2021 seine Aktien nicht zu verkaufen. Die Ungewissheit darüber, was Altria mit den Aktien machen wird, ist für den Aktienkurs von AB InBev nicht hilfreich. Die Nachfrage nach seinen Bieren verbessert sich und die Wiedereröffnung von Bars und Restaurants sollte den Trend ankurbeln. Aber der Eigentümer von Bud muss noch viel richtig machen, um seine Schulden zurück zu bezahlen.

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July 02, 2021 11:01 ET (15:01 GMT)