LEUVEN (dpa-AFX) - Für den weltgrößten Bierbrauer AB Inbev läuft es momentan nicht rund. Der in Deutschland etwa durch die Marken Beck's, Hasseröder und Löwenbräu bekannte Konzern musste nach einem schwachen Quartal seine Gewinnprognose kappen und schockte damit die Anleger. Zudem könnte durch den Handelskrieg in wichtigen Märkten wie China und den USA auch künftig ein schwächerer Absatz drohen. Was im Unternehmen los ist, wie Analysten die Aussichten bewerten und was die Aktie macht.

DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:

Wollte der Brauereiriese sein operatives Ergebnis bislang stark steigern, muss das Management nun zurückrudern. Der Konzern geht nur noch von einem moderaten Plus beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus. Beim Umsatz erwartet das an der Euronext-Börse in Brüssel notierte Unternehmen aus dem belgischen Leuven weiterhin starke Zuwächse. Allerdings waren die Erlöse im dritten Jahresviertel nicht mehr so stark gestiegen wie noch in der ersten Jahreshälfte.

Das Management sprach von einem herausfordernden Quartal und geht davon aus, dass der Gegenwind auch im weiteren Jahresverlauf anhält. Der starke Dollar setzt AB Inbev weiter zu, hinzu kommen hohe Rohstoffkosten und ein sich weltweit eintrübendes wirtschaftliches Umfeld, das der Konkurrent von Branchengrößen wie Heineken und Carlsberg zu spüren bekommt.

AB Inbev setzt unter anderem darauf, mit einem Fokus auf Premiumbiere und neue Produkte verstärkt die Gunst der Kunden zu gewinnen. Kalorienärmere Biere für Gesundheitsbewusste und innovative Sorten mit neuen Geschmacksrichtungen sollen dabei helfen, der zunehmenden Konkurrenz - etwa durch lokale Brauer - standzuhalten. Hinzu kommt, dass vor allem jüngere Käufer experimentierfreudiger sind und weniger auf klassische Massenbiersorten zurückgreifen. Das merkt auch AB Inbev, gerade im bedeutenden US-Markt.

In einer für den Bierbrauer ebenfalls wichtigen Region meldete AB Inbev Vollzug. Ende September gelang der schon seit längerer Zeit geplante, zwischenzeitlich aber wieder abgeblasene Börsengang der Asiensparte in Hongkong. Der Konzern erlöste damit rund 5,75 Milliarden US-Dollar. Im Sommer hatte AB Inbev zudem angekündigt, sein Australien-Geschäft für 11,3 Milliarden Dollar an den japanischen Brauereikonzern Asahi zu verkaufen. Der Konzern will dadurch seine Schulden sukzessive abbauen, die er unter anderem durch die milliardenschwere Übernahme des einstigen Rivalen SABMiller angehäuft hatte.

Nicht zuletzt durch den im Jahr 2016 erfolgten Zukauf des Konkurrenten ist die Zahl der AB-Inbev-Marken auf rund 500 angestiegen. Für den Konzern sind weltweit rund 175 000 Mitarbeiter tätig, davon 2700 in Deutschland. Wichtige Märkte sind neben den USA und China unter anderem Mexiko, Brasilien und Südafrika.

Laut eigenen Angaben verkauft AB Inbev alleine in Deutschland pro Jahr rund neun Millionen Hektoliter Bier. Das entspricht 2,7 Milliarden 0,33 Liter-Flaschen. In der Bundesrepublik gehören auch Franziskaner, Diebels und Spaten zum Marken-Portfolio. Weltweite Flaggschiffe des Konzerns sind unter anderem das amerikanische Budweiser, das belgische Stella Artois und das mexikanische Corona.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die Skepsis nimmt zu. Von den insgesamt 13 im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten sprechen sich zwar immerhin noch sechs für den Kauf der Aktie aus. Genauso viele empfehlen jedoch, die Papiere zu halten und sich die weitere Entwicklung des Unternehmens genau anzuschauen. Mit Laurence Whyatt von der britischen Investmentbank Barclays rät ein Experte dazu, die Anteilsscheine zu verkaufen.

Er begründet dies damit, dass der Brauereikonzern bei sämtlichen Finanzkennziffern die Erwartungen deutlich verfehlt habe, und schraubte seine Ebitda-Schätzung nach unten. Auch sonst überwiegen die kritischen Stimmen. So hält zwar Andrea Pistacchi von der Deutschen Bank an seiner Kaufempfehlung fest, erachtet das zurückliegende Jahresviertel aber als großen Rückschritt, nachdem AB Inbev zuvor drei gute Quartale geliefert habe.

Ähnlich sieht das Edward Mundy vom Analysehaus Jefferies, der seine Einstufung auf "Hold" belassen, aber sein Kursziel mit Blick auf die verschlechterten Wachstumsaussichten des Brauereikonzerns eingepreist hat. Aus Sicht von Analystin Celine Pannuti von JPMorgan hält die Unsicherheit mit Blick auf Margen und Preise bei AB Inbev an.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Trotz des jüngsten Kurseinbruchs sieht es seit Jahresbeginn noch recht positiv aus für die AB-Inbev-Aktie, die seitdem gut ein Viertel an Wert gewonnen hat. Auf lange Sicht sieht es für die AB-Inbev-Aktie deutlich schlechter aus. In den vergangenen drei Jahren hat die Aktie etwa ein Drittel an Wert eingebüßt, mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre ist es knapp ein Fünftel. Anleger, die die Papiere in diesem Zeitraum gehalten haben, haben eine Menge Geld verloren.

In der Gesamtschau hat das Papier ohnehin stark gelitten. Derzeit kostet ein Anteilsschein rund 72 Euro. Im Vergleich zum Hoch von 124,20 Euro von Ende November 2015 steht also ein Minus von über 50 Euro zu Buche. Allerdings hatte die AB Inbev-Aktie zuvor noch erheblich schlechtere Zeiten durchgemacht. Über viele Jahre dümpelte ihr Kurs zwischen 10 und 40 Euro herum, ehe Ende 2011 ein kontinuierlicher Aufschwung einsetzte, der bis ins Jahr 2016 anhielt. Danach ging es erst mal wieder bergab.

An der Börse kommt AB Inbev derzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 145 Milliarden Euro. Damit zählt der Bierbrauer zu den wertvollsten Unternehmen der Eurozone. Ende 2016, also kurz nach der kostspieligen Übernahme des Konkurrenten SABMiller, war AB Inbev jedoch noch mehr als 200 Milliarden Euro wert./eas/stw/fba