FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Inmitten wieder schwindender Oktober-Gewinne sind US-Aktien-Tracker und ihre globalen Pendants einmal mehr gefragt. Sicherheit wird am Schweizer Aktienmarkt und in Gold gesucht.

11. Oktober 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Kursverluste an den Aktienmärkten weltweit, steigende Renditen und neue Angriffe auf Ziele in der Ukraine haben den zunächst vielversprechenden Start in den Oktober zunichte gemacht. Der DAX verliert am Dienstag 1,2 Prozent auf 12.124 Punkte.

Extrem überverkauft bewertet Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse der HSBC, derzeit den DAX. Gemessen an der Relativen Stärke nach Levy befänden sich von den 160 Titeln aus DAX, MDAX und SDAX lediglich 13 in einem Aufwärtstrend. Diese Extremwerte könnten eine Gegenbewegung begünstigen, grundsätzlich würden sie aber die gegenwärtige Baisse-Phase unterstreichen.

"Der Ausverkauf der Aktien dürfte mit den US-Inflationsdaten, die diese Woche im Mittelpunkt stehen, noch nicht vorbei sein", warnt Hubert Heuclin von BNP Paribas. Eine weitere Beschleunigung könnte die Aktienmärkte erneut auf Talfahrt schicken.

Trotz dieser Gemengelage berichtet Fabian Wörndl von Lang & Schwarz von einer relativ gelassenen Grundstimmung. Frank Mohr von der Société Générale erklärt: "Die Erholung von Anfang Oktober nährt die Hoffnung auf eine Bodenbildung. Wir haben daher etwas mehr Käufe, wenngleich die Anlegerinnen und Anleger vorsichtig bleiben."

US- und globale ETFs bleiben Favoriten

Im Tagesgeschäft von Lang & Schwarz sind weltweit investierte Indexfonds die ungeschlagenen Favoriten. "Die Klassiker werden fast ausschließlich gekauft, aber kaum abgegeben." Unter den gekauften ETFs sei vor allem der iShares Core MSCI World (). Doch auch die Spekulationsfreude scheint nicht abzureißen: So berichtet Wörndl, dass nach wie vor in beide Richtungen gehebelt in USTechnologiewerte im NASDAQ 100 investiert wird. Umsatzspitzenreiter seien der WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRL42) und das entsprechende Short-Produkt (IE00BLRPRJ20).

Auch bei der Société Générale ragen US-Aktien-ETFs und globale Aktientracker heraus. "75 Prozent des Umsatzes mit Aktien-ETFs kommen aus diesen beiden Regionen ", berichtet Mohr. Neun der zehn meistgehandelten Produkte seien S&P 500- oder MSCI World-ETF, in verschiedenen Ausführungen.

Anders hingegen die Lage bei der BNP Paribas: Hier dominieren europäische Aktien die Nachfrage, vor allem mit dem Deka MSCI Europe Climate Change ESG (DE000ETFL565)US-Titel stünden mehrheitlich auf den Verkaufslisten, allen voran der SPDR S&P 500 UCITS (IE00B6YX5C33).

Dagegen sind deutsche und europäische Aktien bei den Kund*innen der Société Générale aktuell wenig gefragt. "Hier betragen die Umsätze 4 bzw. 5 Prozent", erklärt Mohr.

Sicherheit steht bei Marktteilnehmer hoch im Kurs, die Schweizer Aktien nachfragen. Die Kaufseite im Orderbuch des iShares Swiss Dividend () sei deshalb lang.

Auch die Kunden der BNP engagieren sich Schweizer Aktien über den iShares Core SPI ETF CH () in der Schweiz.

Bei Lang & Schwarz werden auch exotischere Werte gekauft. Interesse sieht Wörndl an brasilianischen Aktientrackern. "Mit steigenden Ölpreisen registrieren wir hier überdurchschnittlich viele Käufe." Das zeigt die hohe Nachfrage nach dem Franklin FTSE Brazil (IE00BHZRQY00.

Sektoren: Verkäufe von Gesundheit, Technologie, Finanzen, Energie

Von den Branchen ist bei der Société Générale der Gesundheitssektor in dieser Woche am stärksten im Fokus. Hier wird gekauft - in erster Linie der iShares STOXX Europe 600 Health Care (DE000A0Q4R36), der zeitweise von 92 Euro auf über 95,50 Euro auf Wochensicht gestiegen ist.

Käufe überwiegen nach Mohrs Angaben auch bei Basic Materials, der Nummer zwei im Handel mit Branchen-ETFs. "Hier macht sich vor allem die steigende Nachfrage nach Goldproduzenten bemerkbar", berichtet Mohr. Die günstigeren Niveaus würden zum Einstieg genutzt. Anleger*innen würden sich vor allem VanEck Junior Gold Miners (IE00BQQP9G91) ins Depot nehmen, der auf Wochensicht knapp 5 Prozent tiefer notiert. Ebenfalls gesucht wird der iShares Gold Producers U. E.(< IE00B6R52036>).

Wörndl berichtet, dass die Nachfrage nach Gold als Metall in Form von ETCs zunimmt. "Mit steigendem Goldpreis ziehen hier die Umsätze an." Gerne gekauft werde Xetra-Gold (DE000A0S9GB0).

Mohr ergänzt, dass im Energiesektor, der auf Platz drei der Umsätze steht, Käufe und Verkäufe ausgeglichen seien, etwabeim Shares MSCI World Energy Sector (IE00BJ5JP105).

Fixed Income: Staatsanleihen dominieren mit Verkäufen

Am Rentenmarkt steigen die Renditen vor allem deutscher Staatsanleihen - mit mehrFahrt als sich die Bundesregierung für gemeinsame EU-Schulden ausgesprochen hatte, um die Energiekrise zu bekämpfen.

Im Handel mit Fixed Income-ETFs führen Mohr zwar erneut Staatsanleihen, doch das Handelsvolumen liegt mit insgesamt 25 Prozent etwas unter dem Durchschnitt. "Wir sehen einen Verkaufsüberhang." Das betrifft europäische Staatspapiere (LU2089238898), deutsche kurzlaufende Schuldtitel (DE000A0Q4RZ9), aber auch US-Staatsanleihen längerer Laufzeit wie den Amundi ETF US Treasury 7-10 UCITS ETF DR USD (C) (A2H58D | LU1681040652). Gekauft werde der SPDR Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond UCITS ETF (IE00B41RYL63), der sowohl europäische Staatsanleihen wie auch Unternehmensanleihen mit Fokus Europa bündelt.

Wörndl berichtet dagegen von deutlich mehr Geschäft als gewöhnlich bei festverzinslichen Produkten. Vor allem gehebelte und reverse Staatsanleihen würden überdurchschnittlich gehandelt. In beide Richtungen zeign die Orderbücher von Lang & Schwarz Nachfrage nach dem Lyxor Bund Future Daily(-1x)Inverse UE (LU0530119774).

Bei der BNP Paribas gehören zwei Fixed-Income-ETF zu meistgehandelten aller Produkte der Woche. So wird der iShares Core EUR Corp Bond (IE00B3F81R35) ebenso gekauft wie ein US-Staatsanleihen-ETF, der Invesco Markets II plc - Invesco US Treasury Bond (). Die Geschäfte mit festverzinslichen Wertpapieren seien deutlich stärker im Vergleich zu Aktien.

von: Antje Erhard, 11. Oktober 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)