PREMSTÄTTEN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der österreichische Sensorspezialist AMS treibt die Integration des Lichtkonzerns Osram nach der kürzlich vollzogenen Mehrheitsübernahme voran. Das Unternehmen aus der Steiermark will zeitnah einen Beherrschungs- und Gewinnabführungvertrag mit Osram abschließen und rechnet mit einer Umsetzung bis zum Jahresende 2020, wie AMS am Mittwoch in Premstätten mitteilte. Dadurch wollen die Österreicher in den kommenden Jahren ein deutlich profitables gemeinsames Unternehmen schaffen, hieß es weiter.

Auf Basis seiner Mehrheitsbeteiligung beginnt AMS nun, enger mit Osram zusammenzuarbeiten, etwa mit Blick auf die Vorbereitung der künftigen Organisations- und Geschäftsstruktur. Zudem plant der Konzern, insgesamt vier Sitze im Osram-Aufsichtsrat zu besetzen. Der Münchner Leuchtenhersteller soll eine unabhängige börsennotierte AMS-Tochtergesellschaft bleiben, bis weitere Schritte wie ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen und umgesetzt sind.

Zudem hat AMS seine Osram-Beteiligung nach eigenen Angaben auf rund 71 Prozent aufgestockt. Künftig will der Sensorspezialist überschüssige liquide Mittel aus dem operativen Geschäft zum weiteren Ausbau seiner Beteiligung verwenden.

AMS-Chef Alexander Everke will mit Osram einen europäischen Weltmarktführer für Sensoriklösungen und Photonik schmieden und hatte die Übernahme gegen Widerstände der IG Metall und des Osram-Betriebsrats durchgesetzt, die unter anderem eine Zerschlagung des Konzerns und einen Stellenabbau befürchten. Nun bezeichneten die Österreicher den erfolgreichen Abschluss der Transaktion als entscheidenden Meilenstein "für die hochstrategische und transformative Übernahme", die nun die komplementären Stärken von AMS und Osram zusammen­führen werde. Laut Mitteilung will sich AMS im zusammengeschlossenen Unternehmen künftig auf die drei Bereiche Sensorik, Illumination und Visualisierung konzentrieren.

Dem milliardenschweren Deal waren Monate der Ungewissheit vorausgegangen. Nachdem AMS Ende vergangenen Jahres im zweiten Anlauf die Mindestannahmeschwelle übersprungen hatte und einen Bieterkampf mit US-Finanzinvestoren für sich entscheiden konnte, sorgte die Corona-Krise bei Marktbeobachtern für Zweifel, ob die Übernahme überhaupt gelingen würde. Zwischenzeitlich waren die Aktienkurse von Osram und AMS abgestürzt. Anfang Juli konnte AMS aber doch Vollzug melden, nachdem die EU-Wettbewerbshüter den Deal ohne Auflagen gebilligt hatten.

AMS zeigte sich nun erneut von dem "hervorragenden Technologie-, Markt- und Ertragspotenzial der Kombination überzeugt". Allerdings schreibt Osram derzeit rote Zahlen und steckte auch schon vor der Coronavirus-Pandemie in der Krise. AMS wiederum ist stark verschuldet und hat die Übernahme auf Pump finanziert. Allerdings laufen die Geschäfte des Apple-Zulieferers derzeit gut.

So erzielte AMS im zweiten Quartal nach eigenen Angaben Rekordumsätze. Demnach konnte sich der Konzern im Gegensatz zu etlichen anderen Unternehmen und Branchen von der Corona-Krise weitgehend freimachen, auch wenn die Nachfrage im Automotive- und Industriegeschäft verhalten gewesen sei. Besonders im Consumer-Geschäft, in dem die Österreicher vor allem Teile für Smartphones herstellen, lief es gut.

Insgesamt kletterten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 460,3 Millionen US-Dollar (rund 392 Millionen Euro). Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag bei 90,1 Millionen Dollar nach 49 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.

Im laufenden dritten Quartal rechnet der Konzern erneut mit positiven Zahlen. So erwartet das Unternehmen Umsätze zwischen 530 und 570 Millionen US-Dollar. Davon sollen 21 bis 24 Prozent als bereinigter operativer Gewinn beim Unternehmen hängenbleiben. AMS will Osram ab Beginn des dritten Quartals 2020 vollständig konsolidieren und beabsichtigt, die Münchner als separates Berichtssegment mit einzuschließen. Der Ausblick für das dritte Quartal umfasse jedoch nur das AMS-Geschäft, stellte das Unternehmen klar.

Die in der Schweizer Börse notierte AMS-Aktie gab deutlich nach und verlor zuletzt knapp sechs Prozent. Händler begründeten das mit dem schwächer als erwartet ausgefallenen Ausblick auf das laufende Quartal. Laut dem Analysten Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgen liegt der Ausblick für das laufende Quartal unter den durchschnittlichen Markterwartungen./eas/stw/zb