Premstätten/München (awp) - Das Übernahmeangebot des österreichischen Chipherstellers AMS für den Münchner Lichtkonzern Osram hat eine weitere Hürde genommen. Die obersten Osram-Gremien, Vorstand und Aufsichtsrat, empfehlen eine Annahme. AMS ist zuversichtlich, dass der Deal nun gelingt.

Die Offerte von 41 Euro pro Osram-Aktien wird in einer Osram-Mitteilung vom Dienstag als "angemessen" und für die Aktionäre als "attraktiv" bezeichnet. Der Abschluss der Transaktion wird für April 2020 erwartet.

Eine Basis für das Ja der Osram-Gremien war eine umfassende Zusammenschlussvereinbarung mit dem an der Schweizer Börse SIX kotierten Unternehmen. Darin sei unter anderem festgelegt worden, dass Mitarbeiter in Deutschland bis Ende 2022 vor fusionsbedingten Kündigungen geschützt seien.

Zudem solle die Marke Osram im Unternehmensnamen des neuen Konzerns reflektiert werden. Und München werde ausserdem Co-Konzernzentrale und solle die Hälfte der Zentralfunktionen erhalten.

Wie AMS separat mitteilte, sollen ausserdem die bestehenden Produktionsstandorte in Deutschland mindestens drei Jahre lang weiter betrieben werden. Und das Osram-Management solle angemessen in der neuen Unternehmensleitung vertreten sein.

Der Zusammenschluss wird den Angaben zufolge von aussen überwacht. Als Monitorin wurde Brigitte Ederer eingesetzt, die unter anderem Vorstandsmitglied bei Siemens war.

Zweiter Anlauf

AMS hatte vergangene Woche einen zweiten Anlauf gestartet, Osram zu übernehmen. Eine erste Offerte war an der Mindestannahmequote gescheitert.

Die Österreicher kommen Osram nun in gewissen Punkten entgegen. Nachdem das Münchener Traditionsunternehmen beim ersten Versuch erhebliche Kritik an der Strategie und am unklaren Integrationsprozess geäussert hatte, überarbeitete AMS das Angebot. So wird insbesondere die Osram-Digitalsparte nicht mehr komplett und endgültig zur Disposition gestellt.

Aktionäre können ihre Papiere bis zum 5. Dezember andienen. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 55 Prozent, wobei AMS schon knapp 20 Prozent hält. Das Unternehmen zeigte sich in der Mitteilung "zuversichtlich", dass dieser Wert nun erreicht wird.

Widerstand vom Betriebsrat

Widerstand gibt es aber bekanntlich von Mitarbeiterseite. Am Vortag war bekannt geworden, dass der Osram-Betriebsrat vor Gericht zieht.

Laut Händlern ist dies auch eine Erklärung dafür, warum die AMS-Aktien am Dienstag tauchten (bei Börsenschluss: -3,9%). Es bestehe in diesem Zusammenhang ein "gewisses Risiko", dass AMS erst in einem Jahr einen erneuten Übernahmeversuch starten dürfe, schrieb etwa der Analyst der ZKB.

Osram schreibt rote Zahlen

Alleine steht Osram derweil auf wackligen Füssen. Das vergangene Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) schloss der Lichtkonzern mit einem Nettoverlust von 405 Millionen Euro ab - nach einem Gewinn von 137 Millionen Euro im Vorjahr. Osram litt vor allem unter der schwachen Autokonjunktur, auch sank die Nachfrage nach traditionellen Lichtquellen für Scheinwerfer weiter.

Seine Sparziele übertraf das Unternehmen, das im laufenden Jahr weiter auf die Kostenbremse drücken will. Osram hält weitere "strukturelle Anpassungen" für nötig, Stellenabbau inklusive.

Für das neue Geschäftsjahr 2019/20 geht Osram von einer gewissen Stabilisierung aus. Der Umsatz könnte auf vergleichbarer Basis etwa auf dem Niveau des Vorjahres von knapp 3,5 Milliarden Euro liegen (-3% bis +3%). Die bereinigte operative Marge (EBITDA-Marge) wird bei 9 bis 11 Prozent erwartet, nach 8,9 Prozent im Vorjahr.

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