Der Finanzstabilitätsrat (FSB) und die Internationale Vereinigung der Versicherungsregulierer (IAIS) lassen damit die von Anfang an umstrittene Feststellung "global systemrelevanter Versicherer" fallen, der durch seine Größe das Finanzsystem ins Wanken bringen könnten. Stattdessen soll es ein "ganzheitliches Rahmenwerk" geben, anhand dessen die Regulierer Gefahren für die Branche und das Finanzsystem erkennen wollen. Denn diese könnten sowohl von Branchentrends oder dem Verhalten aller Versicherer ausgehen als auch von Problemen oder einer Schieflage einzelner Unternehmen, erklärte die IAIS am Mittwoch in Basel.

Aus Deutschland zählte nur die Allianz zu den neun als systemrelevant erachteten Versicherern (G-SII) weltweit, die 2013 festgelegt worden waren. Sie sollten eigentlich von 2019 an zehn Prozent mehr Kapital vorhalten als andere Versicherer. Doch der FSB hatte die jährliche Überprüfung der G-SII bereits 2017 ausgesetzt. Die Branche war gegen die Pläne Sturm gelaufen. Sie hatte bestritten, dass einzelne Versicherer eine Gefahr für das Finanzsystem sein könnten. Der US-Versicherungsriese AIG war in der Finanzkrise in Schieflage geraten - aber wegen seiner Aktivitäten außerhalb des eigentlichen Assekuranz-Geschäfts. Der FSB begrüßte den neuen Regulierungsansatz.

Die IAIS will die Versicherer künftig weniger daran messen, wie groß und vernetzt sie sind, sondern wie sie sich im Markt verhalten. "Wenn es angemessen angewendet wird, wird dieses ganzheitliche Rahmenwerk eine bessere Grundlage dafür sein, das Systemrisiko in der Versicherungsbranche einzudämmen", erklärte IAIS-Chefin Victoria Saporta. Bei Gefahr im Verzug sollen die Aufseher auch intervenieren können. Dazu soll es - ähnlich wie bei Banken - einen jährlichen Stresstest geben, der mögliche Risiken bereits bei der Entstehung aufdecken soll. Das Regelwerk soll in den nächsten zwölf Monaten fertig sein und von 2020 an umgesetzt werden.